Kasachstan, die Zweite


Das Passieren der Grenze von Kirgisien nach Kasachstan nahm wieder mindestens zwei Stunden in Anspruch. Das nervige daran war, dass Autofahrer und Passagier separat voneinander bearbeitet wurden und ich schon eine Weile auf der kasachischen Seite in der Sonne bruzelte, während sich Marc noch mit dem Papierkram für das Auto rumärgern musste. Ich konnte von außerhalb der Grenze immer durch ein kleines Loch in der Mauer beobachten, ob unser Twingo noch an der Stelle steht, wo wir ihn vorher abgestellt hatten. So wusste ich, dass Marc noch irgendwelchen Stempeln hinterherrennen musste.

Als er es dann auch endlich mit dem Auto nach Kasachstan geschafft und mich nach aufgeregtem Suchen gefunden hatte, fuhren wir geradewegs in die ehemalige kasachische Hauptstadt, Almaty.
Dieses Ziel erreichten wir schon am Nachmittag, sodass wir nach der Hotelsuche noch einen ausgedehnten Stadtrundgang erledigen konnten. Dabei folgten wir einem Empfohlenen Rundweg aus unserem wirklich sehr hilfreichen Büchlein der Reihe Lonely Planet. Nach einem etwa dreistündigen Fußmarsch hatten wir einen ganz guten Überblick über die Stadt gewonnen und interessante Gebäude gesehen. Insgesamt war es aber auch wieder nur eine ehemalige Sowjetstadt mit ein paar netten Ecken und sehr vielen Leuten. Die malerische Bergkulisse hinter Almaty und die gerade untergehende Sonne gaben dem ganzen Erscheinungsbild einen kitschig schönen Touch. Zum krönenden Abschluss des Abends gönnten wir unseren Mägen mal wieder bekannte Kost: Es gab Burger von KFC :) Nach unserem Fastfood-Abendbrot ging es dann aber zurück ins Hotel. Dort buchten wir ein Zimmer für 12h, sodass wir nur die Hälfte es Preises zahlen mussten. Im selben Hotel befand sich auch wieder ein anderes, rumänisches Team. Die beiden Jungs hatten wir schon mal auf dem Weg nach Bishkek getroffen und seitdem ab und zu ein paar SMS hin und her geschickt.

Am nächsten Morgen, als wir nach der erholsamen Nacht unsere Sachen ins Auto packten, kamen die Rumänen auch gerade aus dem Hotel. Sie wollten weiterreisen, wir hingegen sicherheitshalber mal wieder eine Renaultwerkstatt aufsuchen. Wir wurden auch tatsächlich fündig, nur standen wir wieder vor dem Problem, dass keiner englisch konnte. Irgendwann wurde uns dann die einzige englisch sprechende Mitarbeiterin vorgestellt und wir konnten unsere Wünsche schildern: Zunächst sollte mal nach den Stoßdämpfern geguckt werden, da diese seit dem Pamir vor allem auf der rechten Seite verdächtig knackende Geräusche machten. Außerdem baten wir noch darum, die Sicherheitsgurte zu checken. Nach der Airbag-Geschichte klappte das Einrasten der Gurte immer erst nach dem 2. / 3. Versuch, da der Plasteverschluss ein wenig angeknackst war. Die Mitarbeiterin gab unser Anliegen weiter und der kleine Twingo wurde in die Werkstatt gefahren – Ich nehme mal an, dass es im Innenraum nicht gerade nach frischer Frühlingswiese roch, da wir uns ja jeden Tag mind. 12H darin aufhielten und im Kofferraum getragene Socken gelagert wurden – das war mir nun etwas unangenehm :D
Nun hieß es mal wieder Warten. Das taten wir auf dem dafür vorgesehenen Sofa, wobei wir in dem großen Renault-Verkaufsraum mit unserem eher legeren und staubigen Outfits, neben den ganzen Anzugträgern, eher negativ auffielen. Das war uns aber egal. Wir fläzten uns auf das eingesessene Sofa und nutzten die Zeit zum Postkartenschreiben.
Nach 5 Stunden Rumsitzen hieß es, dass unser Twingo jeden Moment fertig sein würde. Als eine halbe Stunde später immer noch kein Ende in Sicht war, bekamen wir zumindest ein Becherchen Tee und Bonbons angeboten. So ließ sich auch die nächste halbe Stunde Warten ertragen. Dann durften wir endlich fahren – Zwar konnten die Mechaniker so gut wie keines der geschilderten Probleme lösen (es fehlte an Ersatzteilen), immerhin leuchtete die Öllampe nicht mehr, der olle runterhängende Plastik-Unterbodenschutz wurde ersetzt und der im Pamir kaputt gegangene Reifen wurde repariert… In nur 6 Stunden ;) Immerhin gab es Tee!
Nur war es mittlerweile zu spät, um sich nochmal mit den Jungs vom Team BOS zu treffen, wie wir es eigentlich geplant hatten. Stattdessen fuhren wir geradewegs zur nächst größeren Stadt, die knapp 300 km entfernt war. Als wir diese erreichten war es mal wieder dunkel und wir beeilten uns bei der Suche nach einem Hotel. Auf der Fahrt durch die dunklen Straßen wurden wir verdächtig lange von zwei Autos verfolgt. Auch als wir testweise anhielten stoppten sie und warteten, bis wir weiterfuhren. Irgendwann reichte es uns und wir blieben so lange stehen, bis sie, zum Glück recht schnell, keine Lust mehr hatten und weiterfuhren. – Gruslige Gestalten…
Und endlich hatten wir ein Hotel gefunden. Wir parkten unseren kleinen dreckigen Twingo neben den ganzen hochglanzpolierten Angeber-Karossen und traten in die Eingangshalle des Hotels. Zum Glück war es garnicht so teuer, wie es auf den ersten Blick schien und so checkten wir für diese Nacht ein. Nun musste nur noch ein Abendbrot her. Vor dem Gebäude sahen wir schon von Weitem verdächtig beklebte Autos auf der anderen Straßenseite parken, die von einer Meute neugieriger Gesichter umringt waren. Ein sehr gutes Zeichen, das MUSSTEN neue Mongol Rally Autos sein! Und so war es auch. Wir gingen auf die beiden Kleinwagen zu und gaben uns mit den grünen Armbändern, die bei der Startparty verteilt wurden, als Gleichgesinnte zu erkennen. Und so kam es, dass wir uns wieder in einem neuen Konvoi mit neuen fantastischen Leuten befanden – Das war das wunderbare, an der Mongol Rally! Das eine Team mit dem Namen Paint it Yak, bestand aus drei pakistanischen Abenteurern, die in einem zerbeulten Suzuki Alto unterwegs waren. Die Insassen des Fiat Dublos kamen aus Hong Kong. Mit Natalie aus dem chinesischen Team Panda Express bekam ich das erste Mal während der Rally weibliche Unterstützung! :)

In dieser neuen Zusammensetzung machten wir uns am nächsten Tag gemeinsam auf den Weg, wobei wir uns als Ziel die weit entfernte russische Grenze gesetzt hatten. Wir sollten nicht mal die Hälfte der Strecke schaffen, aber dazu gleich mehr. Nach einigen Stunden Fahrzeit wurde für ein Mittagessen an einem Café Rast gemacht. Da keiner der anderen kyrillische Buchstaben lesen konnte und ich auch nicht jeden Essenswunsch übersetzen konnte, fing Natalie an wie ein Huhn zu klingen und die anderen zeigten wild auf die Gerichte der Leute an den Nachbartischen. So machte das Bestellen spaß und fast jeder bekam am Ende das, was er sich gewünscht hatte! :)
Mit vollen Bäuchen setzten wir unsere Fahrt fort. Wir mussten uns mit dem kleinen Twingo teilweise ganz schön sputen, um den Voranfahrenden nicht verloren zu gehen. Das wurde uns dann am frühen Abend zum Verhängnis:
Beim Überholen eines Trucks erwischten wir direkt nacheinander zwei sehr tiefe Schlaglöcher, wahrscheinlich auch noch mit dem rechten Rad. Plötzlich stockte der Motor und Marc rollte das Auto an den Straßenrand. Einige klägliche Versuche bestätigten uns dann die böse Ahnung: Irgendwas war durch den harten Stoß zu Schaden gekommen und der Motor ließ sich beim Besten Willen nicht mehr starten! Einer der Paint it Yak Crew outete sich als Mechaniker und überprüfte verdächtige Stellen wurde aber leider nicht fündig. So standen wir nun am Straßenrand 3 Autos (eins kaputt) und 8 Leute mit ratlosen Gesichtern. In diesem Moment gesellte sich sogar noch ein weiteres Mongol Rally Team zu uns: Zwei waschechte Schotten, natürlich im Kilt, schlossen sich unserer hilflosen Gemeinschaft an. Insgesamt war das eine wirklich witzige Runde, wäre da nicht das Problem mit dem Auto gewesen. Schließlich hielt noch ein weiteres Fahrzeug und es stiegen zwei Männer aus. Nach halbverständlichem Englisch-Kasachisch-Mix konnten sie uns begreiflich machen, dass sie als Undercover Cops unterwegs waren und sie unseren Twingo bis zur nächsten Stadt abschleppen würden. Ach und nebenbei erwähnten sie, dass sich auf ihrer Autorückbank ein frisch geschnappter Mörder in Handschellen befand. Na das waren ja rosige Aussichten! Die Polizisten hingegen nahmen die ganze Sache sehr locker, scherzten mit uns und ließen aus ihren aufgedrehten Boxen ‘Bad Boys’ und Musik von 50 Cent ertönen. Zu aller Ironie erklärten sie uns auch noch, dass es sich bei der Ortschaft, zu der sie uns nun bringen würden, um eine „Dangerous City“ handelte. Irgendwie passte Alles aber auch Nichts zusammen.
Uns blieb nichts anderes übrig, als unser Abschleppseil (von dem wir am Anfang hofften, dass es nie zum Einsatz kommen würde) an das Polizeiauto zu spannen und uns in die 30 Kilometer entfernte Stadt ziehen zu lassen, die selbst die Polizisten bei Nacht mieden. Auf der Fahrt dahin wurde es mal wieder Zeit für einen Platten auf der rechten Vorderseite… Warum auch nicht…?
Als wir dann in Ayakoz ankamen war es schon stockdunkel, also suchten uns die netten Bad Boy-Polizisten ein Hotel, in dem wir vor den „Crazy People“ der Stadt geschützt wären. Wir schoben unseren Twingo in die Parklücke vor der empfohlenen Unterkunft und fragten nach freien Betten. Es schien so, als wäre kein einziges Zimmer mehr verfügbar aber wir sträubten uns, nach einem neuen Hotel zu suchen, geschweige denn den angeschlagenen Twingo weiter durch die Nacht zu schieben. Nach einigem Hin und Her zwischen der englisch sprechenden Tochter und deren Eltern, willigten sie ein, uns in der Eingangshalle auf dem Fußboden schlafen zu lassen. Bevor wir aber unsere Schlafsäcke kreuz und quer ausbreiteten, gab es noch ein ausgiebiges Essen und Vodka mit den beiden Polizisten – ein würdiger Abschluss für einen verrückten Abend!

Der nächste Morgen, es war bereits Donnerstag, der 08.08., begrüßte uns zur Stimmung passend bedeckter Himmel und vereinzelte Regentropfen. Der stämmige Fiat vom Panda-Team zog unseren Twingo zum nächsten Autoservice. Zwar handelte es sich vielmehr um einen Reifendienst, aber der Mann verstand unser Problem und konsultierte einen Mechaniker. Als dieser eintraf bekam er das andere Ende des Abschleppseils und kurze Zeit später fanden wir uns in einem kleinen Hinterhof wieder. Dort machte er sich gleich fachmännisch auf die Suche nach dem Problem. Schnell wurde er fündig – etwas stimmte nicht mit der Verbindung zur Beniznpumpe. Da sich diese im hinteren Teil des Twingos befand, waren wir gezwungen all unser Gepäck auszuräumen. Als wir die ganzen Kisten in den Matsch neben das Auto gestellt hatten, krabbelte schon der erste der mittlerweile zwei Mechaniker in unseren erweiterten Kofferraum. Leider war das defekte Kabel nicht zu finden und weil die Männer nicht im Besitz einer Hebebühne waren, wurde kurzerhand ein neues quer durch den Innenraum gelegt. Diese Arbeit musste leider mehrmals wegen heftiger Regenschauer und Gewittereinbrüchen unterbrochen werden, was die ganze Aktion unheimlich in die Länge zog. Eigentlich wollten wir an diesem Tag schon über die Russische Grenze gekommen sein, nun konnten wir von Glück reden, wenn wir überhaupt in dessen Nähe gelangten.
Während die Mechaniker am Twingo werkelten, wurden wir von der Familie ins Haus gebeten und durften uns an den prall gefüllten Tisch setzen und Tee trinken. (Man erklärte uns, dass die Fastenzeit gerade ein Ende gefunden hatte und deshalb wieder reichlich gegessen werden durfte) Sehr zurückhalten probierte jeder von uns einen Happen der vielen gutaussehenden Leckereien. Nach vier Stunden Wartezeit, mehreren heftigen Regeneinbrüchen und einem neu verlegten Kabel von der Benzin-Pumpe quer durchs Auto bis zur Batterie im Motorraum, konnten wir endlich, endlich weiterfahren. Ein großes „Highlight“, die uns die Reparatur einbrachte, war ein rostiger Schalter (aus dem Jahre 1970), mit dem wir die Verbindung zur Autobatterie an- und wieder abschalten konnten. – Unser Twingo wurde immer Mongol Rally tauglicher. Aber hauptsache es funktionierte und wir kamen vom Fleck. So erreichten wir am selben Abend zumindest die angepeilte Stadt Öskemen, die uns der russischen Grenze ein großes Stück näher brachte. In dieser Stadt fielen wir mit unseren vier Rally Autos mal wieder besonders auf und als wir in Reih und Glied neben einem schnieken Restaurant parkten, empfingen wir viele interessierte Blicke. Wir genossen es sogar im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und betraten gut gelaunt das Lokal. Dort füllten wir unsere Teller mit kleinen appetitlich aussehenden Häppchen und verweilten eine ganze Weile in dieser ausgelassenen Runde. Danach war es mal wieder an der Zeit, nach einer Unterkunft Ausschau zu halten. Das war wieder schwerer, als gedacht: Entweder zu teuer oder angeblich vollständig belegt. Letztendlich landeten wir in der siebten Etage eines grauen Hochhauses, in der ein kleines Hotel versteckt war. Die Zimmer waren sauber, es gab Duschen mit warmem Wasser und am wichtigsten: Endlich wieder Wifi! :)
Wir saßen noch eine Weile zusammen, tranken eine Spezial-Cola-Vodka-Mischung der Schotten und quatschten, bevor sich dann einer nach dem anderen in sein Zimmer verkrümelte.

Bis auf besseres Wetter startete der nächste Tag ähnlich, wie der vorherige: Es ging zu einer Werkstatt. Dieses Mal zum Glück nicht wegen uns, sondern auf Grund des angebrochenen Stoßdämpfers vom Team Paint it Yak. Bereits in Turkmenistan hatten sie mit ihrem Suzuki Alto einen Unfall, bei dem der linke Kotflügel komplett eingedellt und das entsprechende Rad um einige Zentimeter nach hinten verschoben worden war! Dank einer Gruppe von Kindern(!) konnten die Teile so gerade gebogen werden, dass das Auto wieder fahrtüchtig auf die Straße rollte! Und so waren die pakistanischen Jungs schon wieder mehrere tausend Kilometer unterwegs, mit einem um mindestens 10 Grad schief stehenden Vorderrad… Die Tatsache, dass der Alto immernoch fuhr, machte uns, ehrlich gesagt, ein bisschen Hoffnung, dass das Knacken von unserem rechten Stoßdämpfer nur halb so schlimm wäre. Trotzdem unternahmen wir einen Versuch ebenfalls einen neuen für unseren Twingo ausfindig zu machen. Ein hilfsbereiter Mechaniker nahm kurzerhand Umar und mich in seinem Auto mit, auf eine einstündige Such-Fahrt durch die ganze Stadt. In jedem Autoteilehändler, ja selbst bei den zwei aufgesuchten Renault-Autohäusern hatten wir kein Glück. Überall wurden wir nur mit einem Kopfschütteln wieder weggeschickt. Niemand fuhr in Zentralasien solche Wägelchen, wie Altos oder Twingos…
Also ging es mit leeren Händen zurück zur Werkstatt, wo wir unsere Autos abgestellt hatten. Während wir zwei unterwegs waren, wurden Marc und die anderen beiden der Yak-Gruppe vom Werkstattchef zum Essen eingeladen. Das war schon ein bisschen gemein. ;) Also warteten wir geduldig, bis sie mit ihren vollen, verwöhnten Bäuchen zurückgekehrt waren. Als es soweit war, teilte sich eine Gruppe erneut auf. Während ein Teil bei der Werkstatt blieb, fuhren die anderen zum nahegelegenen Einkaufszentrum, um sich mit Wasser und Lebensmitteln einzudecken. Ich war natürlich beim Einkaufen ganz vorne mit dabei und ließ Marc beim Twingo zurück. Vor der Metro-großen Einkaufshalle, entdeckten wir eine kleine Bude, die Feuerwerkskörper verkaufte. Vor allem die beiden Schotten freuten sich wie kleine Jungs darüber und kauften gleich mehrere Raketen und Knaller. Ich gab das Geld dann lieber für viel zu viel Wasser und Kekse aus! Insgesamt waren wir wohl eine Weile shoppen, denn als wir wieder an unserem Ausgangspunkt eintrafen, sah es so aus, als ob tatsächlich ein passender Stoßdämpfer für den Alto gefunden worden war und dieser kurz vor dem Einbau stand – nachdem der Mechaniker von seinem Mittagspäuschen zurückgekehrt war.
Unser Twingo bekam keinen Ersatz, was unserer Meinung nach aber nicht weiter tragisch war. Uns wurde nach einem kurzen Check der rechten Vorderseite nur geraten, sehr vorsichtig zu fahren – Also genauso, wie vorher ^^
Nach mehr als fünf Stunden Werkstattaufenthalt, einer Fahrt zur Poststelle, um unsere schon lange fertig geschriebenen Postkarten endlich loszuschicken und nach einer erneuten Runde durch das große Einkaufszentrum, nahmen wir unsere Reise Richtung Mongolei wieder auf. Zumindest bis zur russischen Grenze, die wir erst mitten in der Nacht erreichten. Die Uhren wurden mal wieder eine Stunde vorgestellt, was uns mittlerweile 5 Stunden von der heimatlichen Zeitzone trennte. Kurz vor dem Eintritt in Russland, bereitete uns die Verbindung zwischen Benzinpumpe und Batterie, bzw viel mehr der Schalter, einige Sorgen. So wurden wir ein bisschen panisch, das der Twingo mitten auf dem Grenzgelände nicht anspringen wollte. Nach dem fünften Versuch klappte es dann doch und so ließen wir Kasachstan gegen 11 endgültig hinter uns. Wir fuhren noch zwei Stunden, bis wir uns dann einfach an den Straßenrand stellten, unser Abendbrot auf die Einweggrills legten und dann schließlich in den Autos versuchten zu schlafen.

Nach einer kurzen Nacht starteten wir die Autos und fuhren im Sonnenaufgang weiter. Marc und ich waren sehr müde. Da ich aber immernoch ein bisschen fitter war als er, übernahm ich das Steuer und ließ ihn auf dem Beifahrersitz mit der Decke über’m Kopf schlafen. Später wechselten wir dann wieder und nach einer anstrengenden Fahrt über teils miese, teils aber auch ungewohnt perfekte Straßen landeten wir in Barnaul. Es war Mittagszeit, also stand das Ziel in dieser Stadt fest. Vor einem Imbisstand erfragten unsere Konvoi-Mates den Verkäufer nach der Fleischsorte, die er für seine Schaschlik-Spieße verwenden würde. Dafür muh’ten, mäh’ten und bellten sie den etwas verwirrt dreinblickenden Mann an, nur um am Ende festzustellen, dass sie eh nicht genug Geld für einen Spieß (übrigens aus Schweinefleisch) parat hatten – letztendlich aber eine wahnsinnig witzige Situation! :) An dieser Stelle trafen wir auf viele weitere Mongol Rally Teams mit denen wir ein bisschen redeten. Die meisten wollten an diesem Tag länger in Barnaul bleiben, weshalb sich nur ein neues Pärchen unserem Konvoi anschloss. Gemeinsam fuhren wir einige Kilometer weiter, um an einem Bankautomaten die Portemonnaies neu zu befüllen und bei einem Bäcker etwas Kleines für’s Mittag zu kaufen.
Viel mehr sahen wir von der Stadt auch nicht, da wir schnellstmöglich zur mongolischen Grenze kommen wollten. Nach weiteren drei Stunden Autofahrt wurde die Landschaft wieder auffällig bergig, immerhin näherten wir uns dem Altai Gebirge. Als wir dann gegen 17 Uhr einsehen mussten, dass wir erst sehr spät an der Grenze ankommen würden, stoppten wir für eine kleine Beratungsrunde. Über die Veranstalter waren wir darüber informiert, dass der mongolische Grenzteil am Wochenende noch eher seine Tore schließen würde, als in der Woche. Außerdem hatte sich das Gerücht verbreitet, dass die russische Seite am Sonntag komplett geschlossen war. Da wir nun ausgerechnet an einem Samstag Abend an der Grenze eintreffen würden, erfragten wir die Öffnungszeiten nochmal per Telefon bei den Veranstaltern. Diese bestätigten uns das Vermutete, was alle nun ziemlich nervös stimmte. Nicht nur wir hatten bereits einen Flug in Ulaanbaatar gebucht, auch das Team aus Hong Kong war an einen festen Termin gebunden – Ihr Flieger startete bereits am 17.08., also einen Tag vor unserem. Da wir neben dem kompletten Sonntag, dank des komplizierten Autoimports, noch mindestens 1-2 weitere Wartetage an der mongolischen Grenze einplanen mussten, standen Marc und ich vor einer schweren Entscheidung. Würden wir es trotz mindestens 3 eingebüßter Grenz-Warte-Tage in so kurzer Zeit durch die Wüste Gobi schaffen? Zumal unser Twingo nicht gerade in bester Verfassung war… Wir merkten schnell, dass die anderen Teams an ihrer Entscheidung, in die Mongolei durch die Westgrenze einzureisen, festhielten. Auch wenn sie dadurch ihren Flug verpassen würden. Dieses Risiko konnten wir nicht eingehen, Marc musste am 19.08. wieder auf Arbeit sein. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als umzukehren und über die leichtere Nordroute durch die Mongolei zu reisen. Diese Entscheidung kostete uns einiges an Überwindung, war letztendlich aber die eindeutig vernünftigere! Mit ein paar Tränen in den Augen verabschiedeten wir uns mal wieder von neugewonnenen Freunden und fuhren alleine zurück Richtung Barnaul. Es herrschte eine Weile betroffene Stimmung im Auto, aber insgeheim wussten wir beide, dass wir das Richtige taten. Wir fuhren nicht ganz bis in die Stadt zurück, denn es war schon spät und wir nach diesem langen und aufregenden Tag sehr müde. Glücklicherweise fanden wir ein schickes Hotel neben der Hauptstraße und fielen erschöpft ins Bett. – Am nächsten Tag würde die Welt aber sicher wieder ein bisschen besser aussehen ;)

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