Tag 9: Berdjansk > Russland


Am nächsten Morgen ging es gleich wieder zum Auto, dass wir am Vorabend auf einem Parkplatz nahe des Hotels abgestellt hatten. Schon von weiten sahen wir, dass unser armer Twingo etwas schief stand. Von Nahem wurde es leider nicht besser: Jemand hatte uns über Nacht zwei unserer Reifen mit einem Messer zerstochen. Nach dem ersten Schock leerten wir unseren Kofferraum, um an den Wagenheber zu kommen. Plötzlich stand neben uns ein Taxifahrer, der uns helfen wollte. Mit Zeichensprache übernahm er den Reifenwechsel und erklärte uns, dass ihm selbst erst 4 Reifen zerstochen wurden. So büßten wir also viel zu früh unsere beiden Ersatzreifen ein, wobei wir natürlich Glück im Unglück hatten, dass die Übeltäter nicht noch mehr Platten verursacht hatten…

020_33_DSC_6352

Nachdem der Twingo wieder gerade stand, die kaputten Reifen auf dem Dachgepäckträger verstaut worden und der Kofferraum wieder eingeräumt war, wollten wir so schnell wie möglich aus der Ukraine raus. Nach ca. einer Stunde erreichten wir die russische Grenze. Wieder quälten wir uns mit unzähligen Formularen und Passport-Kontrollen herum und wurden von ein paar russischen Grenzwärtern belächelt – „Aha! Mongol Rally”. Nach zwei stündiger Bürokratie durften wir endlich in Russland einreisen. Unsere erste Station war Rostov-am-Don, von wo aus es weiter nach Wolgograd gehen sollte. Zu unserem Glück gerieten wir auf dem Weg dahin wieder einmal in einen Stau und mit Blick auf die Karte wurde irgendwann klar, dass wir auch dieses Tagesziel nicht im Hellen erreichen konnten – Mittlerweile büßten wir ja dank Zeitverschiebung schon zwei Stunden ein. Wir hielten also Ausschau nach einem Campingplatz oder Hotel. Gegen 21:00 stießen wir auf eine kleine Bungalow Siedlung und nach Verhandlung über die Bezahlung, US-Dollar will hier keiner haben, fuhr Marc mit dem Besitzer zur nächst gelegenen Bank und holte Rubel. Zwar war die Kommunikation mit den Besitzern des Motels nicht die beste, aber Laura kramte wieder alles hängengebliebe ihres Schul-Russischs aus dem Gedächtnis und so ging es einigermaßen. Als wir uns dann noch auf Empfehlung der netten Motel-Chefin ins Café setzten, bekamen wir jeweils einen Kaffee nach armenischer Art (etwas süßlich, mit sehr dickem Bodensatz aus winzigen Tässchen) und ein Gebäck aufs Haus. Außerdem brachte uns der Besuch dieses kleinen Café‘s am Straßenrand der E40 (ja, da ist sie wieder) die Bekanntschaft mit einigen jungen Russen und Armeniern. Einer von ihnen konnte auch etwas deutsch und so wechselten wir ein paar Worte abwechselnd in die Übersetzungsapp seines Smartphones blickend und wir nebenbei im Wörterbuch blätternd. Dann gönnten wir uns noch eine deftige Borschtsch (Rote Beete Suppe mit Kohl und Kartoffeln) und verkrümelten uns anschließend ins Bett.

Angeblich haben es 2 Teams, die in England gestartet sind, nicht einmal nach Tschechien geschafft. Team Chiimori aus der Schweiz hat bereits Probleme mit dem Auspuff und Baatar or Broke musste wegen dem selben unnützen Gegenstand in die Werkstatt. Wir haben nun mit den Reifen bereits das zweite Problem und wissen noch nicht so richtig wie wir damit umgehen. Wobei unser kleiner Twingo trotz der ganzen Strapazen nach wie vor super läuft! Mal schauen wie weit wir kommen, aber wenn wir es bis nach Kasachstan schaffen, haben wir wenigstens Marcs minimal Ziel erreicht.

Und nicht zu vergessen: Wir sind mittlerweile beim zweiten, der von Audible zur Verfügung gestellten Hörbüchern. Beim ersten ging es um einen 15 Jährigen Jungen, der mit seinem russischen Freund (wie passend, da wir uns ja selbst gerade in diesem Land befinden) in einem Lada auf Reisen geht und so einige skurrile Dinge erlebt. Das Hörbuch mit dem Titel Tschick war ganz gut und wir können es auf jeden Fall weiterempfehlen. Laura freute sich auch über den Leser Hanno Koffler, ein deutscher Schauspieler, der unter anderem in dem Film Sommersturm mitgespielt hat :) Unser derzeitiges Hörbuch, was uns durch Russland begleitet, ist eher ein Klassiker – Per Anhalter durch die Galaxis, gelesen von Christian Ulmen. Ob es einen Grund hat, dass in beiden Hörbüchern bisher die Mongolei erwähnt wurde??

Follow

Get every new post on this blog delivered to your Inbox.

Join other followers: