Tag 32: Russland > Mongolei


Entsprechend geplättet fühlten wir uns am nächsten Tag, als wir nach drei Stunden „Schlaf“ die Fahrt wieder aufnahmen. Weit kamen wir in diesem Zustand nicht, also stellten wir uns wenig später nochmal an den Straßenrand, nahe des Baikalsees, und schlossen für eine weitere Stunde die Augen. Halb 7 ging es dann wirklich los. Als die Straßen grad besonders gut waren und ich auf 80 kmh beschleunigen konnte, trat wieder dieses verdächtige Holpern ein. Sofort fuhr ich an den Rand, denn wie es klingt, wenn man einen Platten hatte, wussten wir mittlerweile nur zu gut. Nun wurde es eng, wir hatten nur noch einen Ersatzreifen, den wir noch dazu aus dem Kofferraum kramen mussten. Dafür wurde der Twingo natürlich erstmal leer geräumt. Im Wechseln waren wir geübt, also dauerte die gesamte Prozedur nicht zu lange.
In Ulan-Ude, der letzten großen Stadt vor der Grenze, ließen wir die beiden übrig gebliebenen Reifen flicken und mit einem Schlauch versehen. So hatten wir zumindest für den Notfall noch Ersatz. Wir hofften aber, dass wir nie auf diese beuligen, aufgeblasenen Reifen zurückgreifen mussten. 16:30 erreichten wir endlich die russische Grenze! Die letzten paar Kilometer Straße waren natürlich top: zweispurig, wie neu und wir hatten sie ganz für uns alleine… Bei den russischen GrenzwärterInnen (ja, dort liefen hauptsächlich Frauen rum) gaben wir uns besonders freundlich. Wir hatten ja immernoch Bammel wegen der „Migrationskarte“ – dem Zettel laut dem wir schon am Vortag ausreisen wollten. Letztendlich war jede Aufregung wieder völlig umsonst! (Wie so oft bei dieser Rally) Die Tante, der wir das Papier aushändigten, knallte ihren Stempel drauf und legte die Karte unbeeindruckt auf einen Stapel. Wir konnten endlich aufatmen – nach drei Tagen, in denen wir mehr als 3.000 Kilometer zurückgelegt und unglaublich wenig geschlafen hatten. (Von den Autoproblemen ganz zu schweigen). Mit einer Ruhe fuhren wir also in den mongolischen Grenzbereich ein, wo schon zwei andere Teams auf ihre Einreise warteten. Uns blieb noch etwas über eine Stunde Zeit bis die Tore zur Mongolei geschlossen wurden. Die Tatsache, dass eins der anderen Teams bereits zwei Tage im Niemandsland auf grünes Licht von Seiten der Beamten warteten, nahm uns dann doch wieder etwas den Wind aus den Segeln.

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Uns war schon bewusst, dass diese Grenze die anstrengendste sein würde, da uns immerhin ein Autoimport in die Mongolei bevor stand, trotzdem gaben wir die Hoffnung nicht auf, noch am selben Tag einreisen zu können. Also waren wir natürlich besonders freundlich zu der Dame, die unseren Antrag bearbeiten musste. Zunächst zog sie mehrmals ein Gesicht, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen. Sie versuchte uns weiszumachen, dass wir nicht über die Nordgrenze einreisen konnten, da wir uns im Vorfeld für die Westgrenze angemeldet hatten. Mit konstanter Freundlichkeit überzeugten wir sie dann aber doch, sich um den Papierkram für den Autoimport zu kümmern. Und siehe da, wir brachten auch die Weiterbearbeitung der anderen beiden Teams wieder ins Rollen. Dank uns verließen wir sogar an diesem Abend noch die Grenze! Während die eine Gruppe, welche sich aus einem Polen, einer Niederländerin und einem Schotten zusammensetze, direkt nach Ulaanbaatar düste (Ihr Flug ging in knapp 15 Stunden), schlossen wir uns mit dem Pärchen aus Kanada zusammen. Wir wollten es nun, nach viereinhalb Wochen endlich mal ruhig angehen lassen! Also suchten wir uns ein nettes Schlafplätzchen im Grünen. Das fanden wir nach einer Stunde Autofahrt in einem kleinen idyllischen Wäldchen. Dort bauten wir die Zelte auf und kochten uns ein nudeliges Abendbrot. Ein bisschen redeten wir noch mit den Kanadiern, welche die Mongol Rally übrigens zu ihren Flitterwochen machten. Da wir aber alle ziemlich müde waren, ging es bald ins Bett.

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