Tag 14: Usbekistan > Qongirath


Diese nächtliche Holperfahrt brachte uns ein Loch im rechten Vorderreifen ein (die Radkappe verabschiedete sich schon auf dem Weg zum Schlafplatz). Unser Kompressor wollte natürlich nicht so richtig funktionieren, aber mit Teamwork war das Loch bald gefunden und repariert. Wir verabschiedeten uns von den beiden anderen Abenteurergruppen, die wir am Vorabend kennengelernt hatten, denn sie hatten andere Tagesziele. Für uns sollte es nach Nukus gehen. Die sehr schlechten Straßen führten uns durch die heiße, trockene Landschaft der Karakum Wüste. Team Venture verlor durch die unzähligen Schlaglöcher den halben Unterbodenschutz an einem ihrer Skodas. Nachdem eine provisorische Auffahrrampe gebaut war, konnten die Jungs unter das Auto krabbeln und den Unterbodenschutz neu verschrauben bzw verkleben. Auch bei uns hatte sich die Plastikverkleidung unter dem Motor gelöst und wurde nun fachmännisch von Marc mit Kabelbinder fixiert.
Das nächste Problem war der Mangel an Tankstellen seit der Grenzpassierung. Das Benzin wurde bei allen vier Autos langsam knapp und wir hofften in der nächsten Stadt auf Nachschub. Bald tauchte ein Schild mit den Zeichen für Tankstelle, Essen und WiFi (Internet) auf und wir peilten dieses Ziel sofort an. Leider gab es kein Benzin, aber das Essen und vor allem die erste Dusche nach drei Tagen UND das WiFi waren fantastisch! Am frühen Abend sollte es weiter in die nächste große Stadt gehen. Die Stadt Nukus würden wir an diesem Tag aber nicht mehr erreichen, da wir uns ziemlich viel Zeit für Essen / Duschen und Internetsurfen genommen hatten.
Zu unserem Ärger gab es in dem Nachbarort Qongirath nur eine Tankstelle mit Propan Gas und ein paar kleine Tankstellen mit 80-Oktan-Benzin. Weit würden die Rallyeautos mit ihrer Tankladung nicht mehr kommen, deshalb entschlossen wir uns nur noch ein Auto auf die Suche nach Benzin zu schicken. Alle anderen warteten. Natürlich erregten unsere bunt beklebten Fahrzeuge wieder sehr schnell große Aufmerksamkeit bei den Vorbeifahrenden und -laufenden und es dauerte nicht lange, bis wir wieder umgeben waren von vielen neugierigen Usbeken. Bisher waren alle Leute, die wir auf unserer Reise getroffen hatten, sehr nett. Besonders seit wir in Asien sind, wird uns von allen Seiten gewunken und vorbeifahrende Autos hupen. Sobald wir einen Zwischenstopp einlegen, stehen sofort Leute um uns und wollen alles über unser Abenteuer wissen. Das ist anfangs ziemlich lustig, aber schnell werden es zu viele Interessierte und wenn es uns zu anstrengend wird, ergreifen wir normalerweise gekonnt die Flucht. In diesem Moment ging es leider nicht, da wir noch auf das fehlende Auto warten mussten. Also klebten die besonders Neugierigen bald mit ihren Nasen an den Autoscheiben, andere versuchen uns aufdringlich ihr Café oder Hotel aufzuschwatzen und wieder andere wären am liebsten mit dem Twingo eine Runde gefahren…. Man sollte in solchen Situationen sehr auf sein Zeug aufpassen und darauf achten, dass die Autotüren verschlossen sind. Einige wollten uns zwar auch bei unserem Benzinproblem helfen, aber es ist nicht leicht verständlich zu machen, dass unsere Autos kein Oktan 80 vertragen. Irgendwann kamen die ersten Schwarzmarktangebote zu sehr hohen Preisen für immerhin 91-er Benzin. Zu allem Überfluss überraschte uns auch noch ein Sandsturm, der aber zum Glück nach kurzer Zeit wieder vorbei war. Als dann das fehlende Auto ohne gute Nachrichten zurück kam und wir einsehen mussten, dass wir mit unserem aktuellen Stand der Dinge nicht weiter kamen, kehrten wir in das knapp 20km entfernte Café zurück. Der Besitzer der Lokalität war bei unserem ersten Besuch schon unglaublich zuvorkommend und freundlich gewesen. Außerdem erzählte er Marc und mir, dass sein Sohn derzeit in Leipzig studiere.
Über eine Übersetzungssoftware klärten wir ihn über unser Benzinproblem auf und er versprach, uns am nächsten Tag zu helfen. Als Übernachtungsmöglichkeit nutzten wir die, für Zentralasien typischen Teebetten. Diese stehen im Freien, was für uns eine sehr willkommene Art des Schlafens bei diesen Temperaturen war.
Bevor es ins Bett ging, gab es noch eine Runde kühles Bier und manch einer gönnte sich noch eine Suppe. Außerdem wurde uns der Herstellungsprozess der großen runden Brote gezeigt, die man hier bei jeder Gelegenheit als Essens- oder Teebeilage angeboten bekommt.

Follow

Get every new post on this blog delivered to your Inbox.

Join other followers: