Tag 11: Russland > Astrahan > Kaspisches Meer (Kasachstan)


Am nächsten Morgen waren wir beide ziemlich matt, da wir kaum geschlafen hatten – Die Luft in dem Zimmer war schlecht, der Boden hart und die LKWs vor dem Fenster laut. Trotzdem waren wir froh, als wir dann gegen 7 zurück auf der Straße waren. Damit Marc noch etwas die Augen zumachen konnte, übernahm ich bis zur nächsten großen Stadt das Steuer. Am frühen Mittag erreichten wir dann Astrahan, der letzte große Ort vor der kasachischen Grenze. Wir drehten eine Runde in der plättenden Hitze und gönnten uns anschließend einen Milchshake im McDonalds. Die Wahl fiel auf diesen Ort, da wir uns sicher waren, dort Internet zu finden. Es war an der Zeit nachzusehen, wie weit die anderen Teams bereits gekommen waren. Wir wollten unsere Reise durch Kasachstan bestenfalls nicht alleine antreten. Tatsächlich konnten wir mit einem Blick auf die Mongol Rally-Map und dank der Statusupdates auf Facebook feststellen, dass sich einige der anderes Autos im selben Ort aufhielten. Wir tauschten ein paar knappe Nachrichten mit dem schwedischen Team Venture aus und verließen unseren Hotspot, in der Hoffnung das Team ausfindig machen zu können. Und siehe da, sie waren gerade dabei, auf den McDonalds Parkplatz einzubiegen!
Wir durften uns ihnen anschließen und wurden gleich mit einem Walkytalky ausgestattet. Dann fuhren alle zusammen im Konvoi von drei Autos (Team Venture besteht aus 4 Leuten, die in zwei Skodas unterwegs sind) aus Astrahan. In diesem Gespannt ging es nun über die Grenze raus aus Russland und nach Kasachstan. Bei der Kontrolle wirkte alles schon ein bisschen bedrohlicher, da die Grenzposten mit großen Hunden und Gewehren ausgestattet waren. Trotzdem verlief alles friedlich und wir schafften es wieder in erstaunlich kurzer Zeit ins neue Land. (Team Venture musste bereits bei einem anderen Grenzübergang 6 Stunden warten, während unsere längste Bearbeitungszeit bloß zwei Stunden in Anspruch nahm. In Kasachstan begrüßten uns wieder regelrechte Mondlandschaften als Straßen. Bei diesen Fahrbahnen mussten wir uns bald um neue Ersatzreifen kümmern…
Über die Funkgeräte wurde immer vor den Schlaglöchern und Huckeln vom voran fahrenden Auto gewarnt, trotzdem berührte unser Twingo ein paar Mal die Fahrbahn – Auf einen professionellen Unterbodenschutz hatten wir zwecks Zusatzgewicht verzichtet. Unsere Plastikabdeckung unterm Motor musste reichen. In der ersten kleinen Stadt, die auf unserer Route lag, hielten wir an, um uns mit Simkarten auszustatten. Wir wollten einheimisches Internet nutzen. Von da an waren wir also stolze Besitzer einer kasachischen Handynummer (falls uns jemand auf unserer neuen Nummer anrufen möchte: 8 (771) 392 11 18 ;) ) Vor dem Handyladen hatten sich in kurzer Zeit eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen versammelt, die wahnsinnig interessiert an uns und unseren bunten Autos waren. Auch wenn man nicht alles voneinander verstand, war es doch spannend sich mit den Jungs zu unterhalten. Es wurden noch Fotos geknipst und Jonas vom Team Venture tauschte sogar E-Mail Adressen, auch mit dem Kleinsten der Gruppe (Jetzt, wo wir wieder Internet hatten). Uns wurde noch lange hinterher gewunken, als wir weiter fuhren. Die Sonne war bereits dabei unterzugehen, als wir in eine sandige Seitenstraße einbogen. Unser Ziel war es, das Lager am Kaspischen Meer aufzuschlagen. Die Straße, eher der Weg, führte uns überraschenderweise direkt durch ein Dorf, vorbei an grasenden Kamelen und Ziegen und winkenden Bewohnern. Wieder hatte sich ganz schnell eine Meute Kinder zusammengefunden, die freudig winkend und rufend ein Stückchen neben den Autos herliefen. Es ist einfach fantastisch wie freundlich uns die ganzen Leute gegenüber sind, obwohl wir völlig Unbekannte durch deren Dorf kurven. Ein Stück hinter den Häusern mit Blick auf das Meer bauten wir unsere Zelte auf. Lange blieben wir nicht in unserer Gruppe. Die Dorfbewohner, die gerade vom Fischen nach Hause fuhren oder andere, die uns von Weiten entdeckten, kamen neugierig vorbei. Zum Abendbrot gabs Tütennudeln, mit Liebe zubereitet vom Team Venture. Nach dem Essen war es nur noch eine Frage der Zeit, als wir wieder umringt waren von der gesamten Dorfjugend, die unsere Gruppe von 6 Leuten locker vervierfachte. Am Anfang war es wirklich sehr witzig in dieser großen Runde, aber irgendwann wurden wir auch alle sehr müde und wollten einfach nur noch ins Zelt verschwinden. Als die kasachischen Jungs dann endlich feststellten, dass unser Bier und die Zigaretten alle waren, trollten sie sich bald wieder. Obwohl die 17-24 Jährigen (auch schon bevor sie zu uns kamen) ziemlich angetrunken waren, setzten sie sich in ihre Autos und fuhren über die Sanddünen zurück ins Dorf. Ganz geheuer war uns das nicht und Marc und ich rückten unser Zelt noch näher an unser Auto, falls sich auch nachts Jemand überlegt, an unserem Lager vorbeifahren zu müssen. Tatsächlich wurden wir gegen 3:00 von Motorengeräuschen geweckt. Dabei blieb es dann aber auch. Als der nächtlich Besucher nochmal sein Auto abgewürgt hatte, fuhr er auch schon wieder und es blieb bis zum Morgen ruhig.

Das war also unsere erste Campingübernachtung (Die Czeck out Party mal ausgelassen). Bisher hatten wir es immer vermieden allein irgendwo am Straßenrand zu zelten und suchten uns deshalb immer ein Hotel. Aber mit unseren vier neuen Begleitern war das nun kein Problem mehr. Generell war das Reisen in einer Gruppe nun viel besser. Vor allem, nachdem besonders Marc von der ersten Woche etwas enttäuscht gewesen war…

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