Nach einer kurzen Nacht starteten wir die Autos und fuhren im Sonnenaufgang weiter. Marc und ich waren sehr müde. Da ich aber immernoch ein bisschen fitter war als er, übernahm ich das Steuer und ließ ihn auf dem Beifahrersitz mit der Decke über’m Kopf schlafen. Später wechselten wir dann wieder und nach einer anstrengenden Fahrt über teils miese, teils aber auch ungewohnt perfekte Straßen landeten wir in Barnaul. Es war Mittagszeit, also stand das Ziel in dieser Stadt fest. Vor einem Imbisstand erfragten unsere Konvoi-Mates den Verkäufer nach der Fleischsorte, die er für seine Schaschlik-Spieße verwenden würde. Dafür muh’ten, mäh’ten und bellten sie den etwas verwirrt dreinblickenden Mann an, nur um am Ende festzustellen, dass sie eh nicht genug Geld für einen Spieß (übrigens aus Schweinefleisch) parat hatten – letztendlich aber eine wahnsinnig witzige Situation! An dieser Stelle trafen wir auf viele weitere Mongol Rally Teams mit denen wir ein bisschen redeten. Die meisten wollten an diesem Tag länger in Barnaul bleiben, weshalb sich nur ein neues Pärchen unserem Konvoi anschloss. Gemeinsam fuhren wir einige Kilometer weiter, um an einem Bankautomaten die Portemonnaies neu zu befüllen und bei einem Bäcker etwas Kleines für’s Mittag zu kaufen.
Viel mehr sahen wir von der Stadt auch nicht, da wir schnellstmöglich zur mongolischen Grenze kommen wollten. Nach weiteren drei Stunden Autofahrt wurde die Landschaft wieder auffällig bergig, immerhin näherten wir uns dem Altai Gebirge. Als wir dann gegen 17 Uhr einsehen mussten, dass wir erst sehr spät an der Grenze ankommen würden, stoppten wir für eine kleine Beratungsrunde. Über die Veranstalter waren wir darüber informiert, dass der mongolische Grenzteil am Wochenende noch eher seine Tore schließen würde, als in der Woche. Außerdem hatte sich das Gerücht verbreitet, dass die russische Seite am Sonntag komplett geschlossen war. Da wir nun ausgerechnet an einem Samstag Abend an der Grenze eintreffen würden, erfragten wir die Öffnungszeiten nochmal per Telefon bei den Veranstaltern. Diese bestätigten uns das Vermutete, was alle nun ziemlich nervös stimmte. Nicht nur wir hatten bereits einen Flug in Ulaanbaatar gebucht, auch das Team aus Hong Kong war an einen festen Termin gebunden – Ihr Flieger startete bereits am 17.08., also einen Tag vor unserem. Da wir neben dem kompletten Sonntag, dank des komplizierten Autoimports, noch mindestens 1-2 weitere Wartetage an der mongolischen Grenze einplanen mussten, standen Marc und ich vor einer schweren Entscheidung. Würden wir es trotz mindestens 3 eingebüßter Grenz-Warte-Tage in so kurzer Zeit durch die Wüste Gobi schaffen? Zumal unser Twingo nicht gerade in bester Verfassung war… Wir merkten schnell, dass die anderen Teams an ihrer Entscheidung, in die Mongolei durch die Westgrenze einzureisen, festhielten. Auch wenn sie dadurch ihren Flug verpassen würden. Dieses Risiko konnten wir nicht eingehen, Marc musste am 19.08. wieder auf Arbeit sein. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als umzukehren und über die “leichtere” Nordroute durch die Mongolei zu reisen. Diese Entscheidung kostete uns einiges an Überwindung, war letztendlich aber die eindeutig vernünftigere! Mit ein paar Tränen in den Augen verabschiedeten wir uns mal wieder von neugewonnenen Freunden und fuhren alleine zurück Richtung Barnaul. Es herrschte eine Weile betroffene Stimmung im Auto, aber insgeheim wussten wir beide, dass wir das Richtige taten. Wir fuhren nicht ganz bis in die Stadt zurück, denn es war schon spät und wir nach diesem langen und aufregenden Tag sehr müde. Glücklicherweise fanden wir ein schickes Hotel neben der Hauptstraße und fielen erschöpft ins Bett. – Am nächsten Tag würde die Welt aber sicher wieder ein bisschen besser aussehen