Tag 20: Pamir > Khorog


Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um trotz der miesen Straßen möglichst weit zu kommen. Ein paar Einheimische waren bereits auf den Beinen, aber niemand interessierte sich für uns und so konnten wir ungestört unser Zelt abbauen und das Auto beladen. Die Straßen waren leider immer noch nicht besser, aber wir gaben etwas mehr Gas. Wie auch am Vortag konnten wir uns einige Male das Fluchen nicht verkneifen und die Frage nach dem „Warum?” fiel öfter als uns lieb war. Neben den unglaublich schlechten Schotterpisten gab es gelegentlich auch ein paar kurze Asphalt Abschnitte, die wiederum mit Schlaglöchern übersät war… Da blieb leider kaum Zeit, unsere konzentrierten Augen von den Straßen zu lösen und die atemberaubende Landschaft zu genießen, die uns umgab. Dabei waren wir gerade auf dem Weg zu einer Höhe von knapp über 3.000 Metern – so hoch war bisher noch keiner aus unserer Fünfer-Gruppe gewesen. Kurz vor dem Höhepunkt des Tages passierte es: Die schlechten Straßen rissen uns ein Loch in den rechten Vorderreifen (immer vorne rechts….). Zunächst entwich kaum Luft, weshalb wir beschlossen wenigstens die letzten hundert Meter des Aufstiegs mit diesem Reifen vorsichtig hinter uns zu bringen. Nur ein paar hundert Meter weiter und es gab einen großen Knall! Marc und ich schauten uns entsetzt an und wir brauchten einige Sekunden bis wir realisierten, dass unser Twingo eine besonders holprige Stelle falsch interpretiert und daraufhin die Airbags ausgelöst hatte! Dabei hatte es uns mächtig in die Sitze gepresst und die Sicherheitsgurte so straff angezogen, dass wir sie zunächst garnicht lösen konnten. Nach der unüberhörbaren Explosion hievten wir uns aus dem qualmenden Auto und mussten diesen Schock erstmal verdauen. Die Jungs vom Schweden-Team kamen natürlich auch sofort und schauten was passiert war. Der angeschlagene Reifen war komplett platt also wurde er ersetzt. Das war jetzt der nächste große Zwischenfall im Laufe der Mongol Rally und wie ein Schlag ins Gesicht – Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich hatte es genau in der linken Gesichtshälfte abbekommen, was im Nachhinein noch eine Weile weh tat. Marc erwischte es härter. An seinem rechten Unterarm hinterließ die Wucht seines explodierten Airbags eine leichte Verbrennung. Insgesamt hätte es aber viel schlimmer kommen können, also holten wir nochmal tief Luft, schnitten die luftleeren Säcke aus dem Lenkrad und der Armatur und überklebten die aufgeplatzten Plastikteile mit Panzertape… So muss wohl ein Mongol Rally Auto aussehen. ;) Aus dem Auto des hinter uns fahrenden Teams muss das Auslösen übrigens absolut spektakulär ausgesehen haben, aber leider gibt es weder Video noch Fotos…
Nach endlosen Kilometern auf katastrophalen Wegen und 15 Stunden im Auto, kamen wir schließlich im Dunkeln am Vortages-Wunsch-Ziel Khorog an. Damit war es für diesen Tag aber noch nicht geschafft, da wir noch eine Übernachtungsstätte finden mussten – zu so später Stunde garnicht so einfach. Nachdem wir auf unserer Suche mehrmals in düsteren, abgelegenen und vor allem huckeligen Gassen gelandet waren, fragten wir schließlich eine Gruppe junger Männer nach einem Hotel. Einer telefonierte sofort mit jemandem und zeigte uns einen Weg in eine weitere dunkle, aber nicht ganz so unheimliche Straße. Wir landeten in einem privaten Haushalt, der uns ein großes Zimmer zur Verfügung stellte, das wir uns zu fünft teilten. Wir schliefen auf etwas erhöhtem Boden, auf dem ein paar dünne Matratzen lagen. Da wir alle sehr müde waren und die Uhren uns daran erinnerten, dass es schon nach Mitternacht war, fielen wir sofort in die Betten… auf die Matratzen :)

Follow

Get every new post on this blog delivered to your Inbox.

Join other followers: