In dieser neuen Zusammensetzung machten wir uns am nächsten Tag gemeinsam auf den Weg, wobei wir uns als Ziel die weit entfernte russische Grenze gesetzt hatten. Wir sollten nicht mal die Hälfte der Strecke schaffen, aber dazu gleich mehr. Nach einigen Stunden Fahrzeit wurde für ein Mittagessen an einem Café Rast gemacht. Da keiner der anderen kyrillische Buchstaben lesen konnte und ich auch nicht jeden Essenswunsch übersetzen konnte, fing Natalie an wie ein Huhn zu klingen und die anderen zeigten wild auf die Gerichte der Leute an den Nachbartischen. So machte das Bestellen spaß und fast jeder bekam am Ende das, was er sich gewünscht hatte!
Mit vollen Bäuchen setzten wir unsere Fahrt fort. Wir mussten uns mit dem kleinen Twingo teilweise ganz schön sputen, um den Voranfahrenden nicht verloren zu gehen. Das wurde uns dann am frühen Abend zum Verhängnis:
Beim Überholen eines Trucks erwischten wir direkt nacheinander zwei sehr tiefe Schlaglöcher, wahrscheinlich auch noch mit dem rechten Rad. Plötzlich stockte der Motor und Marc rollte das Auto an den Straßenrand. Einige klägliche Versuche bestätigten uns dann die böse Ahnung: Irgendwas war durch den harten Stoß zu Schaden gekommen und der Motor ließ sich beim Besten Willen nicht mehr starten! Einer der Paint it Yak Crew outete sich als Mechaniker und überprüfte verdächtige Stellen wurde aber leider nicht fündig. So standen wir nun am Straßenrand 3 Autos (eins kaputt) und 8 Leute mit ratlosen Gesichtern. In diesem Moment gesellte sich sogar noch ein weiteres Mongol Rally Team zu uns: Zwei waschechte Schotten, natürlich im Kilt, schlossen sich unserer hilflosen Gemeinschaft an. Insgesamt war das eine wirklich witzige Runde, wäre da nicht das Problem mit dem Auto gewesen. Schließlich hielt noch ein weiteres Fahrzeug und es stiegen zwei Männer aus. Nach halbverständlichem Englisch-Kasachisch-Mix konnten sie uns begreiflich machen, dass sie als Undercover Cops unterwegs waren und sie unseren Twingo bis zur nächsten Stadt abschleppen würden. Ach und nebenbei erwähnten sie, dass sich auf ihrer Autorückbank ein frisch geschnappter Mörder in Handschellen befand. Na das waren ja rosige Aussichten! Die Polizisten hingegen nahmen die ganze Sache sehr locker, scherzten mit uns und ließen aus ihren aufgedrehten Boxen ‘Bad Boys’ und Musik von 50 Cent ertönen. Zu aller Ironie erklärten sie uns auch noch, dass es sich bei der Ortschaft, zu der sie uns nun bringen würden, um eine „Dangerous City“ handelte. Irgendwie passte Alles aber auch Nichts zusammen.
Uns blieb nichts anderes übrig, als unser Abschleppseil (von dem wir am Anfang hofften, dass es nie zum Einsatz kommen würde) an das Polizeiauto zu spannen und uns in die 30 Kilometer entfernte Stadt ziehen zu lassen, die selbst die Polizisten bei Nacht mieden. Auf der Fahrt dahin wurde es mal wieder Zeit für einen Platten auf der rechten Vorderseite… Warum auch nicht…?
Als wir dann in Ayakoz ankamen war es schon stockdunkel, also suchten uns die netten Bad Boy-Polizisten ein Hotel, in dem wir vor den „Crazy People“ der Stadt geschützt wären. Wir schoben unseren Twingo in die Parklücke vor der empfohlenen Unterkunft und fragten nach freien Betten. Es schien so, als wäre kein einziges Zimmer mehr verfügbar aber wir sträubten uns, nach einem neuen Hotel zu suchen, geschweige denn den angeschlagenen Twingo weiter durch die Nacht zu schieben. Nach einigem Hin und Her zwischen der englisch sprechenden Tochter und deren Eltern, willigten sie ein, uns in der Eingangshalle auf dem Fußboden schlafen zu lassen. Bevor wir aber unsere Schlafsäcke kreuz und quer ausbreiteten, gab es noch ein ausgiebiges Essen und Vodka mit den beiden Polizisten – ein würdiger Abschluss für einen verrückten Abend!