Auch in dieser Nacht begann es wieder heftig zu regnen. Da wir aus diesem Grund nicht lange schlafen konnten, standen wir kurz vor 8 auf. Alle Mitglieder der Nomadenfamilie waren bereits auf den Beinen und jeder ging seiner Aufgabe nach. Wir packten unsere sieben Sachen und liefen hoch zu der Jurte, neben der wir zuvor unser Abendbrot eingenommen hatten – Der Schafgeruch lag immernoch in der Luft. Das kann auch daran gelegen haben, das bereits das nächste geschlachtete im Zelt bearbeitet wurde. Ob es das wohl zum Frühstück gab? Wir hatten nicht vor, das herauszufinden und da wir eh bald weiterwollten, zückten wir das Portemonnaie, um unsere Beherbergung und die Verpflegung zu bezahlen. Unsere Gastgeber sahen uns verdutzt an und machten klar, dass sie keine Bezahlung erwarteten, geschweige denn wollten. Nun wurde uns klar, dass wir uns garnicht wirklich in einem Touristen-Camp befanden, wir unser Zelt stattdessen neben das einer normalen Nomadenfamilie aufgeschlagen hatten. Das erklärte auch, warum sie uns immer nach Alkohol fragten – Das wäre die Bezahlung gewesen. Allerdings wollten wir ein gutes Werk tun und die Leute nicht noch betrunkener machen, als sie es schon waren. Deshalb gaben wir ihnen nur ein kasachisches Bier, mit dem sie aber auch zufrieden waren. Außerdem gabs Bonbons für die Kinder und zum Abschluss machten wir noch ein Foto, zu dem die halbe Familie zusammengetrommelt wurde. Als kleines Geschenk druckten wir es ihnen direkt mit unserem mitgebrachten Fotodrucker (mit dem wir auch unsere Postkarten gedruckt hatten) aus. Wir denken, dass sie sich darüber gefreut hatten – war doch viel besser als Alkohol
Dann fuhren wir im Regen davon. Wenig später hatten sich die grauen Wolken erstmal ausgeregnet und wir durften im Trockenen weiterfahren. Es ging immer noch nach Westen, unsere Landkarte versprach einige Sehenswürdigkeiten in dieser Richtung. Wieder entdeckten wir einige andere Teams, die ihrem langersehnten Ziel entgegenfuhren, während wir uns wieder davon entfernten. Plötzlich war auch wieder ein bekanntes Auto unter ihnen, nein es waren sogar zwei! Team Venture, unsere ersten Weggefährten kamen nun auf uns zu. Leider konnten wir sie, neben dem Hupen und aus dem Auto Winken, nicht persönlich begrüßen, was sehr schade war… Das lag daran, dass der defekte der beiden Skodas von dem anderen abgeschleppt wurde und die beiden Autos so nicht einfach anhalten konnten. Das hätte den Augenblick perfekt gemacht, aber immerhin wussten wir, dass sie die Rally auch gemeistert hatten! Hoffentlich schafften wir es auch und es war keine schlechte Entscheidung, diesen Umweg zu fahren: Die Straße verwandelte sich plötzlich in eine Baustelle und wir mussten Offroad weiterfahren. Eine Zeit lang scheuchten wir unseren armen Twingo noch über Stock und Stein, bis wir dann zur Vernunft kamen. Also hörten wir auf den armen kleinen Vierrädler durch’s Gelände zu jagen. Nun durfte es tatsächlich zurück zum Ziel gehen, wir drehten um. Auf dem Weg dahin hielten wir an einem der Obo, die man schon vorher oft am Straßenrand gesehen hatte. Dabei handelte es sich um eine Art Götzenbild mit vielen Glücksbringern und blauen Tüchern. Geht man dreimal um dieses bunte Gebilde und wirft in jeder Runde einen Stein zu den anderen, dann sammelt man Glück. Leider lagen in dieser Gegend nicht viele einzelne Steine rum, aber wir versuchten uns trotzdem bestmöglich an diese Tradition zu halten. Wir waren nicht alleine da, neben uns wuselten auch jede Menge mongolische Wüstenrennmäuse um den Steinhaufen. Wir freuten uns sehr, unser Team-Maskottchen endlich live gesehen zu haben! Wenn das mal für die letzten Kilometer kein Glück bringen sollte! Und das brachten sie auch, denn wir erreichten wohlbehalten das Schild, welches uns auf die mongolische Hauptstadt hinwies und hinter dem nun wirklich das Ziel auf uns wartete…
Als wir in die mongolische Hauptstadt einfuhren, war es leider sehr matschig, verregnet und trüb, aber das änderte nichts an unserer Euphorie, mit der wir der Ziellinie entgegenfieberten. Bis zum offiziellen Ziel war es eigentlich nicht weit, aber dank sehr, sehr ungeduldiger Autofahrer, Stau und pfeifenden Verkehrspolizisten brauchten wir anderthalb Stunden. Auf dem Weg dahin musste ich sogar nochmal die Speicherkarte der Kamera auf dem Autodach wechseln, damit wir die „spektakuläre“ Siegesfahrt auf der endlos langen Peace Avenue aufzeichnen konnten. Naja spektakulär war sie überhaupt nicht. Nicht nur, dass wir von den anderen Verkehrsteilnehmern zeitweise etwas entnervt waren, sondern auch, weil wir erst nach 8 an dem Hotel mit der aufgebauten Ziellinie eintrafen. Um die Zeit empfing uns keiner mehr mit einer Laola. Nur Joolz, einer der Veranstalter, begrüßte uns müde hinter dem Mongol Rally Tresen und wir verewigten uns in der Siegerliste als die Nummer 56! Es waren ja noch so viele Plätze frei…. Wir hatten es nun wirklich geschafft! Zur Feier des Tages wollten wir uns ein richtig schickes Hotel gönnen. Leider übertrafen dann die meisten doch unsere Budget, 240€ pro Nacht??? Letztendlich landeten wir nach einigem Suchen in einem recht guten Hotel für ein fünftel des Preises. Wir waren vollkommen zufrieden und nachdem wir unser Auto sicher geparkt, die Kruste beim ersten Duschen nach fünf Tagen abgespült und alle Knöpfe an der Chinesischen Toilette ausprobiert hatten (Ergebnis war eine Flutung des Badfußbodens), kehrten wir auf die andere Straßenseite in ein Restaurant ein. Die Speisekarte hielt so viele leckere Sachen für uns bereit und wir entschieden uns für ne Pizza und Curryhuhn. Meine Augen liebäugelten auch schon mit einem Nachtisch, der dann aber leider ausbleiben musste: Unsere mangelhafte Ernährung in letzter Zeit verkleinerte unsere Mägen so sehr, dass wir beim besten Willen nicht mehr als die Hälfte der Gerichte in unseren Mägen verstauen konnten. Den Rest ließen wir uns einpacken und so kehrten wir zurück in unsere Halbluxus-Unterkunft mit Ausblick auf eine zweite und dritte Runde Duschen (weniger reichte kaum, da Marcs Handtuch auch nach dem zweiten Duschdurchlauf beim Abtrocknen dreckig wurde) und ein gemütliches Bett!