Jetzt sind wir schon zwei Tage seit dem großen Start in Tschechien auf der Piste und mussten bereits feststellen, dass die langen Autofahrten ganz schön schlauchen – vielleicht hat man sich ja auch nach einer Woche dran gewöhnt? Mal sehen. Insgesamt haben wir schon etwas über 2.000 Kilometer in unserem kleinen Twingo zurückgelegt. Aber alles der Reihe nach:
Am Freitag Abend gab es noch ein großartiges Abschiedsgrillen mit unseren Freunden. Insgesamt wuchs unsere Gruppe auf etwa 30 Personen und wir wurden mit jeder Menge Glückwünschen und Abschiedswinken gegen 23 Uhr auf unsere Reise geschickt.
Samstag Vormittag fuhren wir nach Pirna zum diesjährigen AKuBiZ Fußballturnier, um uns beim Chef nochmal persönlich blicken zu lassen. Nach einem leckeren Mittagessen bei Marcs Eltern ging es dann nach Breslau, unserem ersten richtigen Etappenziel.
Gegen 19 Uhr kamen wir in der polnischen Stadt an. Wir ließen die Rallye entspannt mit einer Hotelübernachtung einläuten.
Dank der super Lage waren wir sofort in der Innenstadt und drehten eine Runde über den schönen Marktplatz Breslaus. Wir waren total begeistern von dem schicken Stadtkern und den hübschen historischen Bauwerken, vor allem die Dom-Insel war beeindruckend.
Am späteren Abend gönnten wir uns noch ein kleines Abendbrot auf polnische Art – für mich gab es mit Käse überbackene Pierogi, Marc hatte ein Putensteak mit Rote Beete Gemüse. Danach schlenderten Marc und ich nochmal über die Dom-Insel mit einem kurzen Stopp vor einer aufgebauten Leinwand, auf der gerade Moulin Rouge abgespielt wurde. So genossen wir ein paar Minuten nicht nur den Film (den genoss wohl eher nur ich), sondern auch die idyllische Stimmung, die wir mit den viele Leuten an diesem lauen Abend teilten.
Schon nach 10 Minuten hatten sich die Mücken an unseren Armen und Beinen satt gepiekst und wir beschlossen über die bunt beleuchteten Brücken zum Hotel zurück zu gehen.
(Ein paar Bilder zu Breslau findet ihr im vorherigen Blogeintrag.)
Am nächsten Tag trafen wir uns mit Oli und seinem Kumpel in der Nähe der Breslauer Kathedrale. Gemeinsam spazierten wir noch eine Runde über den Marktplatz. Nach einer gemütlichen Pause mit heißer Schokolade und Kaffee trennten sich unsere Wege wieder.
Während sich die beiden Jungs mit ihren Motorrädern weiter in Polens Landesinnere aufmachten, ging es für uns im Twingo nach Tschechien, wo wir am Abend in der Nähe Pilsens auf dem Startgelände der Mongol Rally ankommen sollten.
Zum Glück kannten wir den Weg schon von unserem Startbesuch im letzten Jahr und mussten nicht lange nach dem abgelegenen Areal suchen. Die abenteuerlichen Feldwege zum Zeltplatz waren schon mal ein guter Offroad-Test für die möchte-gern Rallye-Autos. Überraschenderweise waren wir gerade mal das vierte Team, dass sein Zelt an diesem Abend aufgeschlagen hatte, da im letzten Jahr doch schon wesentlich mehr Teams vor Ort waren. Neben unserem Schlafplatz, befanden sich zwei Teams, die wir bereits im Vorfeld über Facebook kennengelernt hatten: Krautsurfing aus Heidelberg und die schweizer Jungs von Chiimori. Mit beiden verbrachten wir einen super ersten Abend in Klenova und es wurden Routen- und Zeitpläne ausgetauscht. Gegen 2 ging es dann ins Bett.
Am Montag Morgen hatten schon ein paar mehr Teams den Weg nach Klenova gefunden (viele waren ja davon ausgegangen, dass der Start nahe Prag stattfinden würde und ärgerten sich so über ihre 100 km Umweg, bevor sie den richtigen Ort gefunden hatten)
Der Vormittag verlief sehr ruhig: Neben einem kurzen Einkauf (ich brauchte ja noch unbedingt ein paar Gummistiefel ) und einem sinnlosen Abstecher vor die Burg, an dessen Fuß der Zeltplatz lag, blieben wir relativ unaktiv, was aber auch an den hochsommerlichen Temperaturen liegen mochte…
Trotz selbstgebastelter Überdachung aus einer am Twingo befestigen Plane, bekamen wir mal wieder etwas Sonnenbrand. Gegen Nachmittag konnten sich die, bereits mehr gewordenen, Teams bei den Veranstaltern offiziell registrieren und die Mongol Rally und Cool Earth Sticker für ihre Autos entgegennehmen. Viele fluchten, weil die neu erworbenen Aufkleber entweder nicht zum Farbdesign ihrer Rallyeautos passten oder platztechnisch schwer unter zu bekommen waren – bei uns traf beides zu… Letztendlich fanden aber alle 4 Riesen-Sticker ihren Platz und wir konnten unser Nichtstun fortsetzen. Der Zeltplatz füllte sich gegen Abend mit weiteren MR-Teilnehmern.
Ab 18 Uhr waren die Tore der Burg Klenovas für die Teams geöffnet und jeder konnte sein Abendbrot entgegennehmen. Gemeinsam mit den drei Abenteurern von Chiimori und den kurz vorher kennengelernten Jungs vom deutschen Team Bataar or Broke, machten wir uns also an den Aufstieg und lösten unsere Essensmarken ein. Insgesamt war die Burg eine wirklich tolle Location und mit dem Abendprogramm hatten sich The Adventurists viel Mühe gegeben – Es spielten zwei unterschiedliche Bands und als sich er Abend dem Ende neigte, gab es noch eine atemberaubende Feuershow. Außerdem konnten wir in der burgeigenen Shishabar den erlebten Abenteuern eines ehemaligen Mongol Rally Teams lauschen. Gegen 1 landeten wir dann aber im Bett, am nächsten Morgen sollte es doch früh losgehen.
Da wir angewiesen worden, uns am Dienstag halb 9 für den großen Start bereit zu halten, stellten wir uns entsprechend den Wecker. Marc war sogar schon gegen 7 wach, um noch ein paar Fotos von den schicksten Rallye-Autos zu knipsen und ich krabbelte gegen 8 aus dem mittlerweile aufgewärmten Zelt. Natürlich sollte sich der gesamte Start verzögern. Bevor es also richtig los ging, gab es noch ein umfangreiches Programm mit einer tschechischen Alt-Herren-Jazz-Band und dem stärksten Mann des Landes, der uns sein Können an einem Rallye Auto demonstrierte.
Alle Fahrzeuge hatten sich zuvor über den gesamten Platz hintereinander eingereiht und fuhren nun eins nach dem anderen über die Startrampe, um endlich die lang ersehnte Fahrt zu ihrem weit entfernten Ziel anzutreten. Uns wurde nicht nur von den anderen Teams Glück gewünscht, sondern auch Andrea und Christian, die extra am Vorabend nach Pilsen gekommen waren, konnten uns kräftig hinterherwinken. Außerdem bekamen wir von den beiden eine kleine Survival-Tüte mit Zwieback, Kartoffelsuppe und dem obligatorischen Sekt für die Zielparty mit auf den Weg. Dankeschön!!
An diesem Tag lag noch ein langes Stück Autofahrt vor uns, sodass wir (genauso wie sicherlich auch die anderen Teams) sehnlichst auf den Startschuss warteten, der dann leider erst gegen 12 Uhr fiel. Dementsprechend spät erreichten wir unser Tagesziel: Erst gegen 21:00 kamen wir im über 600 Kilometer entfernten Budapest an. Auch hier hatten wir wieder im Vorfeld ein Hotel gebucht. Nach dem Check-In drehten wir noch eine Runde durch die Hauptstadt Ungarns. Vor allem das Burggelände überzeugt mit verwinkelten Gassen, bunten Dächern und fantastischer Beleuchtung. Kein Wunder, dass zu so später Stunde noch so viele Leute unterwegs waren, die das nächtliche Budapest genießen wollten. Zwar waren die Gebäude, wie das Parlament oder die Altstadt auf der anderen Uferseite der Donau sehr verlockend, dennoch drehten wir bald wieder um und liefen zurück ins Hotel. Es war ja nun doch schon recht spät und ein bisschen Kraft mussten wir noch tanken vor unserer großen Weiterreise.
Am Mittwoch Morgen irrten wir noch etwa eine Stunde in Budapest umher und wühlten uns regelrecht durch die Auto- und Touristenmassen, bevor wir die richtige Richtung zum nächsten Tagesziel ausfindig machen konnten. Na wenigstens konnten wir so noch etwas im Hellen von der Stadt sehen.
Auch diese Tagestour war wieder sehr anstrengend, da wir uns etwa 12 Stunden im Auto aufhielten. Marc steuerte unseren kleinen Twingo souverän durch Ungarns idyllische Dörfchen und später auch über Rumäniens Berg- und Tal-Straßen. Zwar waren die Straßen top, aber die rumänischen Autofahrer zeigten sich ungemein ungeduldig und oft klebte uns ein LKW regelrecht im Heck oder meinte uns wagemutig in den engsten Kurven überholen zu müssen. Generell begegnete uns das frisch beigetretene EU-Land mit einer komplett anderen Mentalität, als wir sie bisher auf unserer Fahrt erlebten. Schon an der Grenze versammelten sich nach kurzer Zeit jede Menge Leute um unser Auto, um uns Dinge zu verkaufen oder unsere Fenster zu putzen. Immerhin blitzte unsere Frontscheibe wie neu, als wir an der Grenzpolizei vorbei in das neue Land einfuhren. Allem Anschein nach, waren wir nicht das erste Mongol Rallye Auto, dass die Grenze passierte: Die Polizistin, welche die Passkontrolle übernahm, fragte schon mit einem etwas unterschwelligen Ton: „To Mongolia…?“ – Dem wir mit einem begeisterten Nicken entgegneten.
Lange hielt die Euphorie nicht an, da wir wenig später, kurz nach der Stadt Arad, etwa eine Stunde im Stau stehen mussten. Auch hier zeigten sich die Rumänen wieder von ihrer ungeduldigsten Seite und probierten sich an den unmöglichsten Überholmanövern.
Nicht nur dank dieser elenden Warterei, sondern auch weil wir größtenteils mit maximal 70 über Landstraßen gurkten, kamen wir erst im Dunkeln in Sibiu an. Genau das wollten wir vermeiden, denn nachts sollte man die Straßen eigentlich meiden. So kämpften wir uns hochkonzentriert die letzten Kilometer vorbei an Fußgängern, die halb auf den Straßen liefen und manövrierten unseren Twingo in Schlängellinien um gefährliche Löcher in den Straßen. Uns fiel ein riesiger Stein vom Herzen, als wir endlich die Stadt Sibiu in der Region Siebenbürgen erreichten.
Auf der beschwerlichen Suche nach einem Hotel entdeckten wir unzählige andere Mongol Rally Autos. Generell lief es auf ein freudiges Hupkonzert und wildes Winken hinaus, wenn sich die Autos der Team unterwegs begegneten Das ist ein wirklich tolles Gefühl, nach tausenden Kilometern wieder bekannte Gesichter bzw. Autos zu sehen!
Nachdem wir also nochmal etwa eine Stunde damit zubrachten, eine Bleibe für die Nacht zu finden, lagen wir dann endlich gegen 11 (Ortszeit 0:00) im Bett. Total kaputt fielen uns sofort die Augen zu.
Nun ist es schon Donnerstag, der 18.07. Leider konnten wir nun nichts weiter von der Stadt sehen, die eigentlich so eine schöne Altstadt haben soll. Das ist der Preis dafür, wenn man am Morgen zu spät losfährt – Daran müssen wir also noch arbeiten…
Nicht erschrecken, aber im Moment befinden wir uns in einer Renault-Werkstatt und warten darauf, dass die fleißigen Arbeiter fertig sind, an unserem Twingo rumzuhämmern…
Schon seit Breslau begann unser Auto seltsame Geräusche zu machen. Ab etwa 35 / 40 km/h ertönte ein penetrantes Brummen, welches wir nicht so richtig orten konnten. Auf dem Zeltplatz in Tschechien machten wir uns an die Fehleranalyse und stellten fest, dass es schon mal nicht an einer eventuellen Überladung liegen konnte. Viel mehr glaubten wir uns beim Öffnen des Motorraums sicher zu sein, den Übeltäter gefunden zu haben: Eine Plastikabdeckung über der Batterie lag lose rum und wir wooobefestigen es fachmännisch mit Panzertape und Kabelbinder. Danach waren wir uns eine Zeit lang sicher, das Problem gelöst zu haben, bis dann das Geräusch auf der Weiterfahrt nach Budapest wieder auftauchte…
Um nicht noch mehr Kilometer mit dem unbekannten Defekt fahren zu müssen, entschieden wir uns nun Heute früh, das Auto beim ortsansässigen Renaulthändler vorbeizubringen und durchchecken zu lassen. Schon nach den ersten 10 Metern auf dem Kundenparkplatz erkannte der Werkstattchef das Problem: Am rechten Vorderrad saß der Affe schief (oder so ^^)
Ob das wohl daher kam, dass Marc bereits in Pirna genau mit diesem Rad gegen die Bordsteinkante gefahren war? Verdammt…
Naja, so sitzen wir hier und bangen mit jedem Hämmer-Geräusch und Kopfschütteln der Werkstattmitarbeiter um unseren kleinen, bisher treuen, Twingo.
(Was der Profi wohl beim Öffnen der Motorhaube über unsere Panzertape-Konstruktion gedacht hat?!)