Der nächste Morgen, es war bereits Donnerstag, der 08.08., begrüßte uns zur Stimmung passend bedeckter Himmel und vereinzelte Regentropfen. Der stämmige Fiat vom Panda-Team zog unseren Twingo zum nächsten Autoservice. Zwar handelte es sich vielmehr um einen Reifendienst, aber der Mann verstand unser Problem und konsultierte einen Mechaniker. Als dieser eintraf bekam er das andere Ende des Abschleppseils und kurze Zeit später fanden wir uns in einem kleinen Hinterhof wieder. Dort machte er sich gleich fachmännisch auf die Suche nach dem Problem. Schnell wurde er fündig – etwas stimmte nicht mit der Verbindung zur Beniznpumpe. Da sich diese im hinteren Teil des Twingos befand, waren wir gezwungen all unser Gepäck auszuräumen. Als wir die ganzen Kisten in den Matsch neben das Auto gestellt hatten, krabbelte schon der erste der mittlerweile zwei Mechaniker in unseren erweiterten Kofferraum. Leider war das defekte Kabel nicht zu finden und weil die Männer nicht im Besitz einer Hebebühne waren, wurde kurzerhand ein neues quer durch den Innenraum gelegt. Diese Arbeit musste leider mehrmals wegen heftiger Regenschauer und Gewittereinbrüchen unterbrochen werden, was die ganze Aktion unheimlich in die Länge zog. Eigentlich wollten wir an diesem Tag schon über die Russische Grenze gekommen sein, nun konnten wir von Glück reden, wenn wir überhaupt in dessen Nähe gelangten.
Während die Mechaniker am Twingo werkelten, wurden wir von der Familie ins Haus gebeten und durften uns an den prall gefüllten Tisch setzen und Tee trinken. (Man erklärte uns, dass die Fastenzeit gerade ein Ende gefunden hatte und deshalb wieder reichlich gegessen werden durfte) Sehr zurückhalten probierte jeder von uns einen Happen der vielen gutaussehenden Leckereien. Nach vier Stunden Wartezeit, mehreren heftigen Regeneinbrüchen und einem neu verlegten Kabel von der Benzin-Pumpe quer durchs Auto bis zur Batterie im Motorraum, konnten wir endlich, endlich weiterfahren. Ein großes „Highlight“, das uns die Reparatur bescherte, war ein rostiger Schalter (aus dem Jahre 1970), mit dem wir die Verbindung zur Autobatterie an- und wieder abschalten konnten. – Unser Twingo wurde immer Mongol Rally tauglicher. Aber Hauptsache es funktionierte und wir kamen vom Fleck. So erreichten wir am selben Abend zumindest die angepeilte Stadt Öskemen, die uns der russischen Grenze ein großes Stück näher brachte. In dieser Stadt fielen wir mit unseren vier Rally Autos mal wieder besonders auf und als wir in Reih und Glied neben einem schnieken Restaurant parkten, empfingen wir viele interessierte Blicke. Wir genossen es sogar im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und betraten gut gelaunt das Lokal. Dort füllten wir unsere Teller mit kleinen appetitlich aussehenden Häppchen und verweilten eine ganze Weile in dieser ausgelassenen Runde. Danach war es mal wieder an der Zeit, nach einer Unterkunft Ausschau zu halten. Das war wieder schwerer, als gedacht: Entweder zu teuer oder angeblich vollständig belegt. Letztendlich landeten wir in der siebten Etage eines grauen Hochhauses, in der ein kleines Hotel versteckt war. Die Zimmer waren sauber, es gab Duschen mit warmem Wasser und am wichtigsten: Endlich wieder Wifi!
Wir saßen noch eine Weile zusammen, tranken eine Spezial-Cola-Vodka-Mischung der Schotten und quatschten, bevor sich dann einer nach dem anderen in sein Zimmer verkrümelte.