Zum Frühstück in Samarqand gab‘s wieder Kartoffelbrei, Brot, Wurst, Käse und Joghurt, aber wir verzichteten zum Großteil auf die Speisen, da sich das usbekische Essen mittlerweile in unseren Bäuchen etwas bemerkbar machte.
Während des für uns eher spärlichen Frühstücks, trafen wir mal wieder auf ein anderes Team, dessen vier Mitglieder aus Australien, Südafrika und England kamen. Wir verglichen kurz unsere Zeitpläne für die nächsten Tage und verabredeten uns, sich nach 3 stündigem Stadtbummel wieder am Hotel zu treffen. Somit mussten wir die tadjikische Grenze nicht alleine überqueren.
Gerade rechtzeitig schafften wir es zu dem vereinbarten Zeitpunkt, nachdem wir noch ein paar schicke Fotos vom LVZ Post Briefkasten vor orientalischer Kulisse geknipst hatten.
Bevor wir die Stadt verließen, betankten wir die Autos nochmal randvoll. Immerhin gab es 92-er Benzin und wir befanden uns in der letzten großen usbekischen Stadt auf unserer Route. Wir brauchten eine Weile bis zur Grenze, da wir verschiedene Übergänge anpeilten. Letztendlich fuhr unser Zweier-Konvoi doch nördlicher als geplant (Richtung Tashkent) und erreichten in der Dämmerung endlich einen Grenzposten.
Bei der Ausreise aus Usbekistan mussten wir auf einen Wachmann warten, der gerade mit dem Abendbrot beschäftigt war. In der Zwischenzeit freute sich einer der anderen über unsere digitale Geschwindigkeitsanzeige im Twingo und ich streichelte den verspielten Wachhund-in-Spee.
Nach einer Stunde stellte sich schließlich raus, dass wir garnicht auf den essenden Kollegen hätten warten müssen und so konnten wir den usbekischen Teil der Grenze abschließen. Auf der tadjikischen Seite kamen wir anfangs auch überraschend schnell voran. Wir zahlten brav 10 Dollar bei zwei skurrilen, aber harmlosen Gestalten und nochmal ein bisschen Bestechungsgeld (unsere restlichen usbekischem Sum, umgerechnet zum Glück nur etwa 5 Dollar) an einen anderen Grenzposten.
Am letzten Checkpoint haperte es dann… Der zuständige Wachmann versuchte uns begreiflich zu machen, dass der Mitarbeiter schlafen würde und wir doch bis nach dem Frühstück darauf warten könnten.
Wir machten ihm klar, dass wir mit dieser Idee nicht einverstanden waren und aus sechs Stunden Wartezeit wurde letztendlich eine. In der Zeit warteten wir auf das andere Team, dass gerade aus Usbekistan ausreiste.
Als sie am gleichen Punkt wie wir warten mussten, war es schon spät und die Müdigkeit machte sich bemerkbar. Also diskutierten wir mit den beiden Grenz-Herrschaften und bezahlten schließlich pro Team 25 Dollar – Angeblich für ein wichtiges Dokument, dass wir unbedingt in Tadjikistan benötigten. Wahrscheinlich wieder so was halb-offizielles, denn am Ende hatten wir es in diesem Land niemals vorzeigen müssen. Nachdem wir aber hörten, dass das andere Team schon an mehreren Grenzen über 100 Dollar lassen mussten, konnten wir froh sein, bisher ganz gut weggekommen zu sein. Im Dunkeln fuhren wir dann einige Kilometer weiter, um in eine Landstraße einzubiegen und unsere Zelte aufzuschlagen.
Da wir nicht wussten, ob wir auf einem Privatgelände übernachtet hatten und wir ein gutes Streckenstück schaffen wollten, standen wir früh um 5 auf. Tatsächlich fuhr auch gerade das Auto von dem Eigentümer des Landabschnittes vor. In gutem Englisch erklärte er uns, dass er in Sorge war, wir würden die wertvollen Samen seiner Bäume stehlen. Wir konnten ihn aber beruhigen und sofort war er uns gegenüber wieder vollkommen aufgeschlossen und bot sogar seine Hilfe bei Problemen an. Wir setzten uns in die Autos und wir fuhren durch das von der aufgehenden Sonne beschienene Tadjikistan. Die Berge um uns ergaben ein fantastisches Bild und wir waren zufrieden, doch noch in dieses Land eingereist zu sein. Wir lagen in unserem Zeitplan um zwei Tage zurück und hatten schon überlegt, den Pamir-Highway zu streichen. (Im Nachhinein würde uns diese Entscheidung eine weitere, sehr schwere nach sich ziehen.)
Ab und zu passierten wir eine Mautstelle, an der wir ein paar Sumoni bezahlen mussten. Immerhin waren die Straßen dadurch super.
Wir fuhren eine Weile und landeten schließlich in Istravshan. In diesem Ort besuchten wir den riesigen Bazar. Dort gab es wirklich alles! Außer Sonnencreme, danach suchten nämlich die Jungs vom anderen Team. Während wir uns durch die bunten und engen Gassen schlängelten, wurden wir ständig mit „Amerikanski?“ oder „Germania?“ angesprochen. Wir fielen also mal wieder auf Viele wollten auch Fotos mit uns machen, diesen Gefallen taten wir ihnen natürlich. Gerne hätte ich mir etwas von den vielen Obstständen geholt, aber Marc und ich wollten die lokale Kost weiterhin mit Vorsicht genießen, also ließen wir es. Letztendlich trauten wir uns zum Frühstück / Mittag an etwas Tee und eine Teigtasche mit Fleischfüllung und würziger Tomatensoße. Wobei wir hier eigentlich genau auf Fleisch verzichten sollten, wenn man sieht, wie es verkauft wird: Während die abgeschlagenen Schafköpfe noch neben den Verkaufsständen liegen, baumeln die Fleischstücke ungekühlt im Sonnenschein (bei über 30 Grad). Pfui!
Nach dem Bazarbersuch mussten wir uns wieder durch die vollen Straßen kämpfen, um die Stadt zu verlassen. Bei diesem unübersichtlichen Verkehr verloren wir das vorausfahrende Team bald aus den Augen und fuhren wieder alleine weiter. Irgendwann würde man sich schon auf der Straße nach Dushanbe wieder treffen. Diese Straße schlängelte sich über hohe Berge und durch dunkle Tunnel. Der Schlimmste war der Anzob Tunnel. Schon im Vorfeld hatten wir von dem etwa 16 km langen Teil der Bergstraße gehört bzw. im Internet Videos gesehen. Wir wussten also, dass uns ein stockdunkles, mit Schlaglöchern übersätes und teilweise mit knöchelhohem Wasser gefülltes Abenteuer bevorstand. D bangten wir um eine heile Durchfahrt, als uns die Dunkelheit verschluckte. Wir hefteten uns direkt an die „Fersen“ eines vorausfahrenden Transporters und konnten so erahnen, was uns bei welchem Loch erwarten würde. Besonders gefährlich waren auch die teilweise aus dem Boden ragenden Metallstangen, denen wir zusätzlich noch ausweichen mussten. Als wir dann nach einer gefühlten Ewigkeit wieder Tageslicht um die Ecke luken sahen, atmeten wir erleichtert auf. Wir hatten den „dangerous tunnel“ (so ist er in unserer Karte vermerkt) geschafft! Die Reifen waren auch noch ganz, welch ein Wunder! Schnell noch ein Siegerfoto mit dem netten Franzosen aus dem Fahrzeug vor uns geknipst und schon ging es weiter in die tadjikische Hauptstadt. Auf dem Weg nach Dushanbe trafen wir übrigens tatsächlich noch ein paar mal auf das „verlorene“ Team
Nachdem wir in der Stadt eine Weile nach einem Hotel gesucht haben, fanden wir was vielversprechendes in unserem Reiseführer. Leider sollte uns ein Zimmer 70 US Dollar kosten. Also packten wir unsere Sachen wieder ins Auto und wollten weiter suchen. Dann verrieten uns allerdings zwei Touristen, die in dem Hotel eingecheckt hatten, dass sie nur 40$ bezahlt hatten und so versuchten wir es erneut. Beim zweiten Versuch konnten den Preis immerhin auf 50$ drücken. Das war immernoch ziemlich viel Geld aber dafür war die lästige Sucherei beendet und wir hatten noch Zeit, um in der Stadt essen zu gehen. – Für Sightseeing & Fotos war es mittlerweile zu dunkel. In einem Restaurant bestellten wir mit der Hand-Fuß-Taktik leckeres Essen und gingen dann mit überfüllten Bäuchen zurück ins Hotel. Mittlerweile hatte sich auf dem Parkplatz noch ein weiteres Mongol Rally Auto zu unserem gesellt.
Am nächsten Morgen peilten wir den Pamir an. Aber bevor es losging, wollten wir noch ein anderes Team aufsammeln, mit denen wir uns schon vorher verabredet hatten, um den Pamir nicht alleine fahren zu müssen. Außerdem mussten noch ein paar Dinge eingekauft und das Auto betankt werden. Eine Tankstelle war schnell gefunden, die Suche nach einem Supermarkt gestaltete sich schwieriger. Noch komplizierter war die Suche nach dem anderen Team. Mit dem Treffen sollte es nicht so ganz funktionieren und so brauchten wir bestimmt eine Stunde, mehrere Runden um ein und den selben Park und einige Textnachrichten, bis wir uns schließlich vor dem kolossalen Präsidentenpalast trafen. Diese Odyssee und der Wassereinkauf kostete uns wieder so viel Zeit, dass wir die Stadt erst am frühen Nachmittag verließen. Dann waren wir auf dem Weg zu dem Teil der Mongol Rally, der von Marc von vornherein als großer Höhepunkt deklariert worden war. Die ersten 100 Kilometer Fahrt liefen sehr gut und irgendwie waren wir optimistisch, das wir das Tagesziel Khorog erreichen können. Dann wurden die Straßen allmählich schlechter und wir kamen immer langsamer voran, bis wir uns schließlich vor einer Weggabelung befanden, die eine große Entscheidung von uns verlangte. Beschränken wir uns auf die kurze, 300-Kilometer-Strecke, einer Alternativ-Route zum Pamir Highway mit ähnlich beeindruckender Landschaft oder sollten wir den dreifach so langen Weg wählen, bei dem wir im Nachhinein behaupten konnten, wir seien den richtigen Pamir-Highway gefahren. Die schlechten Straßen bis zu diesem Punkt hatten uns sehr verunsichert und deshalb war es nicht leicht, eine Wahl zu treffen. Die Jungs vom Team BOS (sie konnten uns selbst nicht sagen, wieso sie diesen Namen gewählt hatten) waren sich genauso unsicher, aber letztendlich räumten wir alle Zweifel aus dem Weg und entschieden uns gemeinsam für die 1.000 km lange Variante – den Pamir Highway! Beziehungsweise befanden wir uns nun auf der Straße zum Highway, der erst im nächsten Ort, Khorog, beginnen würde. Nichtsdestotrotz gab es nun kein Zurück mehr, ob wir unsere Entscheidung nun später bereuen würden oder nicht…
Und das taten wir leider ziemlich schnell: Nach ein paar Minuten wurde aus der Straße plötzlich eine Schotterpiste und wir kämpften uns für die nächsten drei Stunden mit 10 km/h voran. So schafften wir bis kurz nach Sonnenuntergang nur 30 Kilometer und wir mussten uns einen Schlafplatz suchen. In einer winzigen Seitenstraße mit Gebüsch als kleinen Schutzwall stellten wir unsere Autos ab und bereiteten uns ein nudliges Abendmahl. Wir waren ganz froh, einen nicht all zu offensichtlichen Campingplatz gefunden zu haben, da wir
mittlerweile von vielen nächtlichen Überfällen auf andere Teams erfahren mussten.
Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um bei den schlechten Straßenverhältnissen möglichst weit zu kommen. Ein paar Einheimische waren bereits auf den Beinen, aber niemand interessierte sich für uns und so konnten wir ungestört unser Zelt abbauen und das Auto beladen. Die Straßen waren leider immer noch nicht besser, aber wir gaben etwas mehr Gas. Wie auch am Vortag konnten wir uns einige Male das Fluchen nicht verkneifen und die Frage nach dem „Warum?” fiel öfter als uns lieb war. Neben den unglaublich schlechten Schotterpisten gab gelegentlich auch ein paar kurze Asphalt Abschnitte, die wiederum mit Schlaglöchern übersät war… Da blieb leider kaum Zeit, unsere konzentrierte Augen von den Straßen zu lösen und die atemberaubende Landschaft genießen, die uns umgab. Dabei waren wir gerade auf dem Weg zu einer Höhe von knapp über 3.000 Metern – so hoch war bisher noch keiner aus unserer Fünfer-Gruppe gewesen. Kurz vor dem Höhepunkt des Tages passierte es: Die schlechten Straßen rissen uns ein Loch in den rechten Vorderreifen (immer vorne rechts….). Zunächst entwich kaum Luft, weshalb wir beschlossen wenigstens die letzten hundert Meter des Aufstiegs mit diesem Reifen vorsichtig hinter uns zu bringen. Nur ein paar hundert Meter weiter und es gab einen großen Knall! Marc und ich schauten uns entsetzt an und wir brauchten einige Sekunden bis wir realisierten, dass unser Twingo eine besonders holprige Stelle falsch interpretiert und daraufhin die Airbags ausgelöst hatte! Dabei hatte es uns mächtig in die Sitze gepresst und die Sicherheitsgurte so straff angezogen, dass wir sie zunächst garnicht lösen konnten. Nach der unüberhörbaren Explosion hievten wir uns aus dem qualmenden Auto und mussten diesen Schock erstmal verdauen. Die Jungs vom Schweden-Team kamen natürlich auch sofort und schauten was passiert war. Der angeschlagene Reifen war komplett platt also wurde er ersetzt. Das war jetzt schon der zweite große Zwischenfall an diesem Tag und somit wie ein Schlag ins Gesicht – Im wahrsten Sinne des Wortes, denn mich hatte es genau in der linken Gesichtshälfte erwischt, was im Nachhinein noch eine Weile weh tat. Marc erwischte es härter, an seinem rechten Unterarm hinterließ die Wucht seines explodierten Airbags eine leichte Verbrennung. Insgesamt hätte es aber viel schlimmer kommen können, also holten wir nochmal tief Luft, schnitten die luftleeren Säcke aus Lenkrad und der Armatur und überklebten die aufgeplatzten Plastikteile mit Panzertape… So muss wohl ein Mongol Rally Auto aussehen.
(Aus dem Auto des hinter uns fahrenden Teams muss das Auslösen übrigens absolut spektakulär ausgesehen haben, aber leider gibt es weder Video noch Fotos…)
Nach endlosen Kilometern auf katastrophalen Wegen und 15 Stunden im Auto, kamen wir schließlich im Dunkeln am Vortages-Wunsch-Ziel Khorog an. Damit war es für diesen Tag aber noch nicht geschafft, da wir noch ein Hotel o.ä. finden mussten – zu so später Stunde garnicht so einfach. Nachdem wir auf unserer Suche mehrmals in düsteren, abgelegenen und vor allem huckeligen Gassen gelandet waren, fragten wir schließlich eine Gruppe junger Männer nach einem Hotel. Einer telefonierte sofort mit jemandem und zeigte uns einen Weg in eine weitere dunkle, aber nicht ganz so unheimliche Straße. Wir landeten in einem privaten Haushalt, der uns ein großes Zimmer zur Verfügung stellte, das wir uns zu sechst teilten. Wir schliefen auf etwas erhöhtem Boden, auf dem ein paar dünne Matratzen ausgelegt waren. Da wir alle sehr müde waren und die Uhren uns daran erinnerten, dass es schon nach Mitternacht war, fielen wir sofort in die Betten… auf die Matratzen
Am nächsten Morgen wurde uns Frühstück ins Zimmer gebracht. Während des Essens leistete uns ein orangenes Kätzchen Gesellschaft, indem es halb auf den Tisch krabbelte und nach unseren Füßen schnappte. Da manche wieder länger für’s Frühstück brauchten (ganz vorne mit dabei: ich), schaffte Marc schon ein paar Dinge von uns ins Auto. Draußen traf er wieder auf die beiden Niederländer, denen wir schon am Vortag mehrfach begegnet waren. Erst nach dem Gespräch mit den anderen Mongol Rally Team bemerkte er, dass uns über Nacht der volle Benzinkanister vom Dachgepäckträger gestohlen wurde…. auch an unserem Autotank wurde rum hantiert, was die fehlende Plastikabdeckung des Tankverschlusses verriet. Zum Öffnen waren die Diebe zum Glück zu dumm… Resigniert verließen wir die Stadt.
Ein bisschen konnten uns die Straßen aufheitern, die, wie wir gehofft hatten, nun nicht mehr zu vergleichen waren mit den steinigen Wanderwegen der letzten zwei Tage. Perfekt waren sie zwar auch nicht, aber wir freuten uns nun über jedes Stückchen Asphalt. Achja, eine kleine Wasserdurchfahrt inklusive Steckenbleiben und Rausziehenlassen stand auch noch auf dem Programm. Nun befanden wir uns also auf dem tatsächlichen Pamir-Highway. Auf der Fahrt zum nächsten großen Ort, Murgab, durchfuhren wir atemberaubende Landschaften und freuten uns sogar über ein bisschen Regen in den Bergen. Sofort als die ersten kühlen Tropfen auf die Autoscheiben fielen wurden alle Hände (bis auf die zwei, die zum Fahren gebraucht worden) aus dem Fenster gestreckt. Der Rest der Autofahrt nach Murgab verlief soweit problemlos, ab und zu hielten uns wieder ein paar schlechte Straßen oder Tiere auf der Fahrbahn auf. Als wir die Stadt, natürlich wieder im Dunkeln, erreichten fanden wir zum Glück sofort ein Hotel. Das zugehörige Restaurant hatte für uns nur noch Suppe im Angebot, die wir aber in windeseile verputzten. Auch dieser Tag verging wieder, ohne dass wir nennenswerte Nahrung zu uns genommen hatten, was erschreckenderweise bei uns recht häufig vorkam. Neben der sehr fettigen Suppe mit teilweise undefinierbaren Fleisch- / Knochenteilen gab es, wie zu jeder anderen Mahlzeit, ein großes, flaches Weißbrot, was die leeren Mägen füllte. Die Jungs bestellten sich noch Bier und ich einen Saft. Wie so ziemlich alles, was wir in Tadjikistan kauften, hatten die Getränke bereits seit einer kleinen Weile ihr Verfallsdatum überschritten…
Die erste Mission am nächsten Tag war die Suche nach Benzin. In Murgab schien es wieder eine Herausforderung zu werden, besseres als 80 Oktan zu tanken. Hinter einem Bazar wurden wir dann fündig und aus alten Eimern wurde uns, angeblich, 93-er Benzin in die Autos gekippt.
Voll betankt sollte es für uns an diesem Samstag auf den höchsten Punkt des Pamir-Highways gehen. Bevor wir in unseren Autos im ersten Gang die steinigen Hänge hoch schlichen, merkten wir schon an den wieder schlechter werdenden Straßen, dass es nach oben gehen würde. Von der befürchteten Höhenkrankheit merkten Marc und ich glücklicherweise nichts. Nur einer der Schweden kämpfte etwas mit Kopfschmerzen und Schwindelgefühl.
Und dann endlich erreichten wir das Schild, dass wir schon so oft vorher bei unseren Recherchen im Internet gesehen hatten: Nur noch ein paar Meter weiter und wir befanden uns auf einer Höhe von 4.655 Metern. Dafür haben wir uns also die Auto-zerstörenden Straßen über den Pamir-Highway gekämpft. In diesem Moment garnicht mehr so schlimm, denn schön war es hier wirklich!!! Erst als es dann wieder über waschbrettartige Schotterwege bergab ging, entglitt Marc der eine oder andere Flucher.
Auf dem Weg zur tadjikisch-kirgisischen Grenze erwarteten uns wieder zwei kleinere Flüsse, die überquert werden mussten. Nach unserem Patzer vom Vortrag, brachten wir unseren Twingo dieses Mal ohne stecken zu bleiben auf die andere Seite. Der Grenzübergang verlief sehr locker und es dauerte nicht lange bis wir uns wieder in einem neuen Land befanden. Die Straßen von der Grenze bis zur nächsten großen Stadt waren wieder eine einziger Schlagloch-Slalom. Anschließend fuhren wir auf dem Weg nach Osh aber auf den besten Straßen Zentralasiens! Erst als es dunkel wurde mussten wir wieder wahnsinnig aufpassen, da sich gerne mal ein paar Tiere auf die Straße stellen, so hätten wir in dieser Nacht beinahe einen Hund überfahren… Ohne Dellen im Auto, stattdessen mit einem großen Erleichterungsseufzer erreichten wir wieder sehr spät Osh. Auch hier mussten wir uns wieder durch den wirren Stadtverkehr fitzen, um dann endlich eine Bleibe für die Nacht zu finden. Mit der Einfahrt in diese große Stadt hatten wir den Pamir erfolgreich abgeschlossen! Darauf stießen wir alle im nächstbesten Restaurant an! Außerdem gab‘s zur Belohnung für jeden einen großen Teller gegrilltes Fleisch mit viel Zwiebel!
Bevor es am nächsten Tag weiter in die kirgisische Hauptstadt ging, bummelten wir noch ein bisschen über den Bazar. Dort gab es eine Honigmelone und etwas Brot für‘s Frühstück. Im Auto vor dem Hotel aßen wir uns dann satt und stärkten uns für die nächste Tagesfahrt. Seit dem Pamir saß ich auch wieder ab und zu hinter‘m Lenkrad, aber zum Großteil ist Marc derjenige, der unseren Twingo gekonnt um die Schlaglöcher und Bodenwellen Zentralasiens manövriert. Oder aber über Berge und Täler, wie auch an diesem Tag. Weil ich in der letzten großen Stadt vergessen hatte zu tanken, fuhren wir mit einem beängstigend kleinen Benzinrest den knapp über 3.000 Meter hohen Berg hinauf, nur um dann im Tal dahinter festzustellen, dass alle Sorgen umsonst waren und wir hier in aller Ruhe tanken konnten. Die Landschaft in diesem Tal war unglaublich: Weite Wiesen übersät von Schafen, Rindern + Yaks und Pferden, die friedlich auf ihrer unendlichen Weide grasten oder sich von den Hirten zu den Jurten zurücktreiben ließen. Alles eingerahmt von beeindruckenden Bergen und durchzogen von klaren Bergflüssen – Ein atemberaubender Anblick und fast beeindruckender als der Pamir. Nur als dann wieder langsam die Nacht einbrach und wir nochmal so einen großen Berg hoch und natürlich auch wieder runterfahren mussten, konzentrierten wir uns wieder voll und ganz auf die Straßen. Das Gefährlichste an dieser Nachtfahrt war ein Mann mitten auf unserer Straßenspur, den wir erst in letzter Sekunde sahen, eine Vollbremsung hinlegten und somit Schlimmes verhindern konnten. Nach diesem riesen Schock waren wir erleichtert, als wir endlich das Ortseingangsschild von Bishkek sahen. Die Hotelsuche war zu dieser späten Stunde wieder eine ermüdende und nervenraubende Angelegenheit. Wir folgten den Tipps unseres Reisebuches und fragten uns, mit der winzigen Stadtkarte bewaffnet, bei den hilfsbereiten Kirgisen durch, landeten aber immer vor verschlossenen Türen. Erst nachdem wir über eine Stunde sinnlos in der Stadt umhergeirrt waren, fanden wir ein preiswertes Hotel, dass uns eine Art 2-Zimmer Wohnung für die Nacht zur Verfügung stellte. Wir teilten uns in die Zimmer auf. Bevor es in die Betten ging, saßen wir noch ein bisschen zusammen, aßen einen Mitternachtssnack und verabschiedeten uns voneinander.
Am nächsten Morgen, den 05.08., standen Marc und ich früher auf und verließen alleine die Stadt, da die schwedischen Jungs mehr Zeit hatten und somit ausschlafen und erst später über die Grenze nach Kasachstan einreisen wollten.
Das waren unsere Erlebnisse in Tadschikistan. In unserem nächsten Blog-Eintrag erfahrt ihr mehr über unsere Probleme in Kasachstan.